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Anikó Szilágyi-Kósa: Deutsche in und um Wesprim, Europäische Kulturhauptstadt 2023

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Deutsche in der Region Wesprim – eine lange Geschichte

Die Region Bakonygebirge–Balaton zählt mit einem Anteil von 4,9 Prozent zu den von Angehörigen der deutschen Minderheit relativ dicht besiedelten Gebieten Ungarns.

Die nordwestungarische Stadt Wesprim (ung. Veszprém) sowie die Region Bakonygebirge–Balaton tragen 2023 gemeinsam den Titel Europäische Kulturhauptstadt.1Veszprém-Balaton 2023, Európa Kulturális Fővárosa [Wesprim-Plattensee 2023, Europas Kulturhauptstadt], <https://veszprembalaton2023.hu/>, 25.7.2023. Die Region zählt mit einem Anteil von 4,9 Prozent auch heute zu den von Angehörigen der deutschen Minderheit relativ dicht besiedelten Gebieten Ungarns, eine enge Beziehung zum deutschen Sprachgebiet gab es hier bereits seit der ungarischen Staatsgründung. Vom 18. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts erstreckte sich im nordwestlichen Teil Ungarns, nördlich vom Plattensee ein beinahe zusammenhängen- des deutsches Sprachgebiet, davon zeugen zahlreiche deutschstämmige Ortschaften, ein reiches deutsches Brauchtum sowie viele deutsche Eigennamen – mit vielfältigen interkulturellen Bezügen.

Ungarns Staatsgründer, der später heiliggesprochene König Stephan I., heiratete 995 Gisela, Tochter des Herzogs Heinrich II. von Bayern, in Scheyern, und damit begann die Geschichte der intensiven deutsch-ungarischen Kulturkontakte, die jahrhundertelang andauern sollte und an denen Wesprim von Anfang an seinen Anteil hatte. Die Stadt Wesprim war vermutlich seit 1001/1002 Bischofssitz und damit das erste Bistum von Ungarn. Gisela gilt als wahrscheinliche Stifterin der Bischofskirche St. Michael in der Wesprimer Burg, später war die Stadt stets im Besitz der jeweiligen Königin, der Wesprimer Bischof war ihr Kanzler und hatte das Recht, sie zu krönen. Daher stammt der stolz getragene Beiname Wesprims: »Stadt der Königinnen«. Die verwitwete Königin sah sich 1042 – infolge eines Erbstreits, ohne lebende Nachkommen – gezwungen, nach Bayern zurückzukehren. Sie starb im Passauer Kloster Niedernburg, ihr Grab ist bis heute ein Pilgerziel für Ungarn.

Das Andenken der seliggesprochenen Königin wird in Wesprim nicht nur in der Gisela-Kapelle, einem der ältesten Bauten der Stadt, sondern auch durch ihre Handreliquie in der vermutlich von ihr gegründeten Basilika bewahrt. Überdies tragen in der Stadt ein Hotel und Restaurant, ein Aussichtsturm, ein zehntägiges Festival (um den 9. Mai, den kirchlichen Gedenktag von Gisela), ein Chor und auch die wichtigste Auszeichnung der Stadt ihren Namen. Bei der Eröffnungsfeier des Jahres als Europäische Kulturhauptstadt spielte – über der Stadt schwebend – eine acht Meter große Gisela-Puppe die Hauptrolle.

Die nachtürkischen deutschen Sprachinseln im Komitat Wesprim

Eine neue Epoche in den deutsch-ungarischen Beziehungen in der Region eröffnete die massenhafte Ansiedlung von Deutschen zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Nachdem bei den verheerenden Osmanenkriegen des 17. Jahrhunderts die mittelalterlichen Siedlungen infolge der Kämpfe zerstört und die Ortschaften entvölkert worden waren, begann – neben einer spontanen Siedlungsbewegung aus den verschiedenen Landesteilen – die systematische Ansiedlung von neuen Einwohnern, hauptsächlich aus dem deutschsprachigen Raum.

An der (sogenannten »nachtürkischen«) Ansiedlung waren sowohl weltliche als auch kirchliche Lehnherren beteiligt, unter anderen die großherrschaftlichen Familien Esterházy (um Pápa herum) und Zichy (im Balaton-Oberland), die Zisterzienser auf ihren Gütern um Sirtz (ung. Zirc) herum und natürlich auch das Bistum Wesprim. Als Ergebnis mehrerer Ansiedlungsaktionen und -wellen bot die Region am Ende des 18. Jahrhunderts folgendes Bild: Die älteste deutsche Siedlung entstand in der Region 1714 in Deutschbarnag (mundartlich Ponak, ung. Barnag), in den folgenden Jahrzehnten wurden in weiteren Ortschaften Deutsche angesiedelt – meist in zerstörten früheren Siedlungen, zum Beispiel: 1718 in Deutschtevel (ung. Nagytevel), Waschludt (ung. Városlőd), 1732 in Osiflu (oder Wallendorf; ung. Olaszfalu), 1737 in Eßtergart (ung. Nagyesztergár), 1745 in Pula, 1751 in Hidikut (oder Kaltenbrunn bei Wesprim; ung. Hidegkút). Die primäre Ansiedlungswelle und die sekundären Umsiedlungen aus einem Ort in andere dauerten etwa ein Jahrhundert an. Im 18.–19. Jahrhundert war die Binnenwanderung noch sehr bedeutend, so zogen zum Beispiel 1736 Deutsche aus Totwaschon (ung. Tótvázsony) nach Zánka, 1762 aus Koppan (ung. Bakonykoppány) nach Jaka (ung Bakonyjákó).

Den tiefsten Einschnitt in diese historische Entwicklung brachten der Zweite Weltkrieg und die Nachkriegszeit, wo zwischen 1946 und 1948 aus 47 Dörfern des Komitats Wesprim 13.134 Deutsche vertrieben wurden, das waren etwa 40 Prozent der damaligen deutschstämmigen Bevölkerung.2Klaudia László: A németek etnikai földrajzi vizsgálata Veszprém megyében [Eine ethnisch-geografische Untersuchung der Deutschen im Komitat Wesprim]. Bachelorarbeit, Eötvös-Loránd-Universität Budapest. Budapest 2014, S. 39. Von der Vertreibung waren Jaka (1481 Personen), Kischludt (ung. Kislőd, 964 Personen), Waschludt (634 Personen), Ganna (633 Personen), Nana (Bakonynána, 614 Personen) und Polan (ung. Magyarpolány, 612 Personen) am stärksten betroffen, in manchen Orten gab es sogar zwei Vertreibungswellen, zum Beispiel in Ganna 1946 und 1948.

Heute gelten in der Region 52 Orte als – wenigstens zum Teil – deutschstämmig, darunter befinden sich auch Kleinstädte, in denen deutsche Gemeinschaften durch Zuzug aus den umliegenden Dörfern entstanden sind, wie zum Beispiel Balatonalmádi und Tapolca. Zum größten Teil sind ungarndeutsche Gemeinschaften in der Region nämlich in Dörfern ansässig; ursprünglich bildeten die hiesigen Deutschen bäuerliche Gemeinschaften, die von der Landwirtschaft lebten und nur selten ein Handwerk als ergänzende Einnahmequelle ausübten.

Zur sprachlichen Situation der Deutschen in der Region

Durch Ansiedlung aus verschiedenen ober- und mitteldeutschen Dialektgebieten ist in der Region ein vielfältiges dialektologisches Bild entstanden, das hauptsächlich durch zwei Mundartgruppen geprägt ist. Im Bakonygebirge nördlich von Wesprim gibt es ein zusammenhängendes bairisches Dialektgebiet mit mittelbairischen (donau-bairischen) ua- oder ui-Mundarten, für die eine starke Diphthongierung charakteristisch ist. Benannt wurden sie nach der Entwicklung des mittelhochdeutschen Vokallautes u, zum Beispiel in Kua oder Kui für »Kuh« oder Muada beziehungsweise Muida für »Mutter«. Südwestlich von Wesprim, im Balaton-Oberland, kam ein größtenteils fränkisch-bairisches Mundartgebiet zustande, mit zum Teil ost- und südfränkischen (zum Beispiel in Totwaschon, Deutschbarnag und Werischtul/Vöröstó) und vereinzelt fuldischen (Waschludt) Mundarten. Auf diesen Grundlagen sind in den meisten Orten sogenannte Mischmundarten entstanden, die es in dieser Form im Herkunftsland nicht gab. Ungeachtet dessen werden in Ungarn alle »nachtürkischen« deutschen Sprachinseln als schwäbisch bezeichnet, Schwabe wurde zu einer »mit Stolz getragenen Selbstbezeichnung« aller Ungarndeutschen,3Claus Jürgen Hutterer: Die deutsche Volksgruppe in Ungarn. In: ders.: Aufsätze zur deutschen Dialektologie. Hg. von Károly Manherz. Budapest 1991, S. 253–280, hier: S. 272. wobei es nur einige wenige (im dialektologischen Sinne echte) schwäbische Ortschaften im Land gibt.4Auf eine ähnliche Weise werden die Bewohner der mittelalterlichen deutschen Sprachinseln im historischen Ungarn Zipser beziehungsweise Siebenbürger Sachen genannt – obwohl sie eigentlich Moselfranken sind.

Die Ortsmundarten der verschiedenen Siedlungen waren ausschlaggebend für die Entwicklung wirtschaftlicher und familiärer Beziehungen, so entstanden Kontakte und Familienverbände unter Dörfern, die die gleiche (oder eine ähnliche) Mundart verwendeten, zum Beispiel in Deutschbarnag, Werischtul sowie Faist (ung. Veszprémfajsz) und Erwin (ung. Örvényes).

Für die historische Kontinuität der Region war es von Bedeutung, dass die ursprünglichen (mittelalterlichen) Ortsnamen des Gebiets von den neuen deutschen Siedlern beibehalten und an ihre Mundart angepasst wurden, so zum Beispiel Tótvázsony > Totwaschon, Bánd > Banda(u), Porva > Porwall, Vöröstó > Wer(e/i)schtul. Seltener wurden Namen(glieder) übersetzt, zum Beispiel Großwaschon ~ Nagyvázsony. Anstelle von (»künstlich«) übersetzten Ortsnamen haben sich in den meisten Fällen Dialektformen durchgesetzt, zum Beispiel Hidikut < Hidegkút: »kalter Brunnen« statt Kaltenbrunn.

Lediglich vereinzelte Neusiedlungen hatten primär deutsche Bezeichnungen, die ins Ungarische übersetzt wurden: Böhmischhütten > Csehbánya, Deutschhütten > Németbánya. Böhmisch bezeichnete hier »deutschsprachige Siedler aus Böhmen«. Nur in Einzelfällen entstanden für deutsche Orte der Region voneinander völlig unabhängige Bezeichnungen: Wirtshäusel beziehungsweise Farkasgyepű.

Was das (historische) Kommunikationsrepertoire der ungarndeutschen Gemeinschaften betrifft, so entwickelte es sich auch in dieser Region in einer dreifachen sprachlichen Umgebung. Neben der als Muttersprache gesprochenen Ortsmundart spielte die deutsche Schriftsprache im Unterricht und in der Kirche eine Rolle, und spätestens ab Anfang des 20. Jahrhunderts lernten die Ungarndeutschen zunehmend auch Ungarisch. Überdies waren die deutschen Ortsmundarten ständigen Sprachkontakten ausgesetzt. Einerseits wurden – aufgrund interkultureller Unterschiede – fehlende lexikalische Elemente der Ortsmundarten durch ungarische ersetzt: zum Beispiel gatje/gatjehose (< ung. gatya für »Unterhose«), kolatsche (< ung. kalács für »Kuchen aus Hefeteig«). Andererseits hat man Neologismen aus dem Ungarischen entlehnt, zum Beispiel pošta (ung. posta für »Post«) oder vonat (ung. für »Zug«).

Von der Kraft der deutschen Gemeinschaften zeugt, dass sie in gemischtsprachigen Orten (zum Beispiel in Polan) andere Minderheiten – hier: Slowaken und Kroaten – sprachlich assimilieren konnten.

Durch die Vertreibungen und die damit einhergehende Einschüchterung der deutschen Minderheit – auch in Orten, die von der Vertreibung verschont blieben – wurde die deutsche Sprache in der Nachkriegszeit stark zurückgedrängt, vor allem die Ortsmundarten sind größtenteils verschwunden oder bedroht. Stattdessen bemüht sich die deutsche Minderheit, die Position der deutschen Standardsprache durch Schulunterricht zu stärken – dies könnte den Ausweg aus dem völligen Sprachverlust bedeuten.

Drei deutsche Mosaiksteine aus der Region: Ansiedlung, Religion und Familiennamen

  1. Eine doppelte Ansiedlungsgeschichte aus dem Jahrhundert (Barnag, Vöröstó)

Die heutigen Orte Deutschbarnag und Werischtul liegen etwa 20–22 Kilometer südwestlich von Wesprim im Balaton-Oberland. Während der osmanischen Herrschaft im 17. Jahrhundert bluteten auch diese Dörfer aus: Eine Volkszählung aus dem Jahr 1696 zählte in Deutschbarnag sieben Leibeigene ungarischen Namens, die Werischtuler Fluren wurden von Bauern bestellt, die die osmanische Zeit im Schutz der Großwaschoner Burg überlebt hatten.5István Boross, Lajos Madarász (Hgg.): Veszprém vármegye összeírásai 1696, 1715, 1720 [Die Volkszählungen des Komitats Veszprém 1696, 1715, 1720]. Veszprém 2002, S. 203. Die gesamte Region war währenddessen zum calvinistischen Glauben übergetreten. So bemühte sich die Großwaschoner Lehnherrenfamilie Zichy zu Beginn des 18. Jahrhunderts, katholische deutsche Siedler in Empfang zu nehmen. 1714 siedelten sie auf ihren Gütern in Klein-Barnag (ung. Kisbarnag) Sebastian Czipff und seine Familie aus Katzental (heute Teilgemeinde von Billigheim, Neckar-Odenwald-Kreis im nördlichen Baden-Württemberg) an. In der am Georgitag, dem 24. April 1714, unterzeichneten Siedlungsurkunde in ungarischer Sprache ist aufgelistet, was den Siedlern seitens der Lehnherren geboten wurde:

[…] und auch allen denen, die er mit sich bringen wird, sowohl ein Grundstück zum Hausbauen, für Garten, Weide, Ackerböden wie auch Wald und genügend Holz zum Hausbauen und alles, was dazu noch notwendig ist, daneben sowohl eine dreijährige Freiheit von allen Diensten und Lasten seitens der Lehnherren als auch Freiheit von allen kaiserlichen Abgaben wie zum Beispiel Portionen, dem Einquartieren von Soldaten, weiterhin Freiheit von Abgaben und Diensten für die Gespanschaft.6Aus dem Ungarischen übersetzt von der Autorin. András Lichtneckert: Veszprém vármegye községeinek urbáriumai, úrbéri és telepítési szerződései [Urbarien, urbariale und Siedlungsverträge der Gemeinden im Komitat Wesprim] 1690–1836. Veszprém 2009, S. 429.

Sebastian Czipff ist 1723, neun Jahre später, in seine Heimat zurückgekehrt, wovon ein Eintrag in den Auswanderungslisten im Würzburger Archiv Zeugnis ablegt: »ausgewandert, kömt wieder zurück, wird der geringste Unterhalt nicht gestattet«.7Staatsarchiv Würzburg, Bestand Aschaffenburger Archivreste, Signatur: 15/XXXVIII2.

Offensichtlich hängt mit seiner Rückkehr zusammen, dass sich 1723 auch im Nachbarort Vöröstó Deutsche Siedler, namentlich Hans Adam Höckl und seine Gefährten, niederließen. Die am 3. April 1723 entstandene Urkunde wurde in deutscher Sprache verfasst, die Muttersprache des Schreibers war womöglich Ungarisch, so ist die (wahrscheinliche) Schreibung des Ursprungsortes Hohnbach (?) mit Vorsicht zu behandeln. Der Ort Hohnbach (PLZ 04680) liegt zwischen Dresden und Leipzig und scheint somit weder aus siedlungsgeschichtlichen noch aus konfessionellen beziehungsweise dialektologischen Gründen als Herkunftsort glaubhaft. Der Ort Hohebach (heute Ortsteil von Dörzbach, 47 km von Katzental entfernt) ist ebenfalls evangelisch, so kommt am ehesten das katholische Hornbach in Frage, das als Ortsteil des Wallfahrtsorts Walldürn 32 km von Katzental entfernt liegt.8Die Transkription des Vertrags ist nachzulesen bei Lichtneckert: Veszprém vármegye községeinek urbáriumai, S. 429. Diese Annahme wird dadurch untermauert, dass der erste namentlich bekannte Vöröstóer Siedler, Johannes Adam Höckl, am 29. März 1683 in Billigheim geboren wurde.9Nach der freundlichen Mitteilung von Wolfgang Mahler (Balatonfüred), der nach dem Stammbaum seiner Frau forschend diese Einträge in den Kirchenmatrikeln fand. Er ist im Jahre 1760, im Alter von 77 Jahren, in Vöröstó gestorben.10Magyar Nemzeti Levéltár Veszprém Vármegyei Levéltára [Ungarisches Nationalarchiv, Komitatsarchiv Wesprim] VeML A 154. 890/1, Eintrag im Sterberegister, 11./1760.

Ab 1723 bildeten die beiden ungarndeutschen Orte Barnag und Vöröstó eine enge sprachlich-kulturelle sowie wirtschaftliche Einheit im Balaton-Oberland,11Ottó Péterdi: A Balaton-Felvidék német falvai [Die deutschen Dörfer des Balaton-Oberlandes]. In: Századok 69 (1935) Beiheft, S. 693–714. die Heiratsbeziehungen verbanden die Familien der beiden Orte eng miteinander, sie besaßen sogar eine gemeinsame Pfarrei. Auch wenn – geografisch gesehen – das von calvinistischen Ungarn bewohnte Ungarischbarnag (ung. Magyarbarnag) dazwischen lag, entstand in den beiden deutschen Orten eine sehr einheitliche südfränkisch-rheinfränkische Mischmundart.12Claus-Jürgen Hutterer: Das ungarische Mittelgebirge als Sprachraum. Historische Lautgeographie der deutschen Mundarten in Mittelungarn. Halle 1963, S. 94, S. 488–502. Die Dorfbilder und die Architektur der Häuser, die Zahl und Form der sakralen Kleindenkmäler zeigen eine auffallende Ähnlichkeit.

Obwohl Sebastian Czipff nach seiner Rückkehr nach Deutschland auch dort starb, blieb sein Familienname Czipf(f) in der Region Wesprim bis ins 20. Jahrhundert erhalten.

  1. Deutsche Calvinisten in Zánka

Die überwiegend im westlichen Teil des Landes lebenden Ungarndeutschen sind auch in konfessioneller Hinsicht nicht einheitlich: Die Deutschen in Ungarn sind heute zum überwiegenden Teil (60,67 Prozent) katholisch, 5,83 Prozent sind Lutheraner, 5,37 Prozent sind reformiert.13Központi Statisztikai Hivatal: 2011. évi népszámlálás 9. Nemzetiségi adatok [Zentrales Statistikamt: Volkszählung 2011, 9. Nationalitäten]. Budapest 2014, http://ksh.hu/docs/hun/xftp/idoszaki/nepsz2011/nepsz_09_2011.pdf, 27.6.2023. Der größte Anteil an deutschen Protestanten lebte um die Mitte des 20. Jahrhunderts – und wohl seit der Ansiedlung – in den Komitaten Tolnau (ung. Tolna) und Schomodei (ung. Somogy) im Südwesten des Landes.14Ágnes Tóth: Nemzetiségi népiskolák Magyarországon az 1943/44-es tanévben [Nationalitäten-Volksschulen in Ungarn im Schuljahr 1943/44]. Kecskemét 1998.

Die Bakony-Balaton-Region ist ein Gebiet mit überwiegend katholischer Bevölkerung, wo Zánka als einziger deutschstämmiger Ort eine reformierte Kirchengemeinde besaß. Der rasche Assimilationsprozess der ungarndeutschen Gemeinschaft in Zánka kann mit den konfessionellen Verhältnissen der Region erklärt werden. Die erste schriftliche Erwähnung des Ortes Zánka stammt aus dem Jahr 1164, schon damals wurden Weinbauern als Bewohner des Ortes genannt. Im 12. Jahrhundert wurde eine einschiffige Steinkirche gebaut, die nach zweifachem Umbau der reformierten Gemeinde auch heute als Gotteshaus dient. Über das Leben der Bewohner bis zum 18. Jahrhundert ist wenig bekannt, im Jahre 1696 war die Siedlung verödet und hatte keine Bewohner.15Schwaben. Deutsche Wurzeln im Komitat Wesprim, http://schwaben.hu/_page_contents/site_main. php?id_page=386&dinamic_menu_name_menu=vertical&language=3, 26.6.2023. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts zogen ungarische Bauern wieder zurück, und im Jahre 1736 ließen sich auch deutsche Siedler – durch eine sekundäre Ansiedlung – in der Ortschaft nieder. Dabei handelte es sich um reformierte Deutsche, die seit 1731 Totwaschon besiedelt hatten, allerdings wohnten sie »nicht gerne dort« und zogen – auf der Suche nach besseren Bedingungen – nach Zánka.16Ferenc Poór: A Kruczler családok Zánkán [Die Familien Kruczler in Zánka]. Zánka, Veszprém, Manuskript, 2016, S. 2.

Der Siedlungsvertrag wurde am 2. Juli 1736 von Jakob Sifferteker, Samuel Tzubor und Georg Ertl Hant unterzeichnet. Laut Vertrag sollten die neuen Siedler weitere Familien in bis zu 15 Häusern im Dorf ansiedeln. So kamen in kleinerer Anzahl auch Lutheraner nach Zánka, die ihre Religion anfangs in der reformierten Kirche ausüben konnten. Den neuen Siedlern wurde für zwei Jahre volle Steuerfreiheit zugesichert, sie erhielten auch das Recht zur Eröffnung einer Schenke beziehungsweise einer Metzgerei, und auch der Bau einer Mühle wurde ihnen gestattet.

Laut Überlieferungen der Kirchenbücher waren unter den ersten Siedlern die Familien Geiszler, Kruczler, Leipczig, Papszt und Tringer – neben den ungarischen Familien Poór und Varga.17Ferenc Poór: Adatok Zánka protestáns újratelepítőiről [Angaben zu den Neubesiedlern von Zánka]. Zánka, Manuskript, 1998, S. 10. Die spärlichen Quellen bezeugen, dass die älteste Bewohnerin des Dorfes in den 1770er-Jahren, Maria Siffer, die Witwe eines Mannes namens Leipczig, um 1690 noch in Deutschland geboren wurde.

Das Leben der Zánkaer Reformierten war in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhundert ein ständiger Kampf. Da sie in der Zeit der massiven Rekatholisierung in Ungarn ankamen, waren sie gezwungen, für die Durchsetzung ihrer Rechte, für ihre Schule und die freie Religionsausübung viele zuständige Stellen aufzusuchen.18Ferenc Poór: A zánkai »Reformáta Ekklesia« története [Die Geschichte der reformierten Kirchengemeinde von Zánka] 1739–1798. Zánka, Manuskript, 1998.

Durch das Toleranzpatent von Joseph II. im Jahre 1781 wurde die bis dahin immer wieder stark eingeschränkte Religionsausübung erleichtert, auch die Verwendung der Steine der mittelalterlichen Kirche zum Bau einer protestantischen Kirche erlaubte man. Die Zánkaer verfuhren dabei sehr praktisch: Die alte Kirchenruine wurde im Jahre 1786 erneuert und von den Protestanten wieder in Besitz genommen. Die Wege der beiden protestantischen Konfessionen trennten sich erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts: Im Jahre 1784 trat die lutherische Kirchengemeinschaft aus der reformierten aus, gründete mit 102 Mitgliedern eine neue Gemeinde und schloss sich der Kirchengemeinschaft im benachbarten Szentantalfa an.19Anikó Kovácsné Siffer: Die Geschichte der Ansiedlung und der Assimilation der deutschen Protestanten in Zánka. Veszprém, Manuskript, 2000, S. 29.Die Lutheraner errichteten später auch eine eigene Schule. Die gemeinsame Nutzung der mittelalterlichen Kirche war bis zur Mitte des 20. Jahrhundert ungestört.

Zum Sprachwechsel und zur Assimilation führte die inselhafte Isolation der Zánkaer deutschen Gemeinschaft, die in diesem Fall als eine Sprach- und Konfessionsinsel funktionierte. In der Region gab es keine weitere deutschsprachige reformierte Gemeinschaft, aus der sich die Zánkaer hätte erneuern können, daher gab es hier bereits im 18. Jahrhundert Mischehen zwischen den ungarischen und den deutschen Familien.20János Jankó: A Balaton tudományos tanulmányozásának eredményei [Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Erforschung des Plattensees] III. Budapest 1902, S. 148. Die hiesigen deutschen Calvinisten mussten mit den ungarischen Calvinisten eheliche Beziehungen eingehen, denn in den umliegenden Orten gab es lediglich katholische Deutsche; eine in konfessioneller Hinsicht gemischte Eheschließung war bis Mitte des 20. Jahrhunderts kaum möglich. So assimilierten sie sich sprachlich binnen einiger Generationen, indem sie ihre Muttersprache aufgaben und dabei ihrer Kirche treu blieben.

  1. Ein massenhafter Namenswechsel in Kischludt/Kislőd

Der dritte Mosaikstein widmet sich der historischen Namenkunde: Im Mittelpunkt steht ein außergewöhnlicher Namenswechselprozess, der im Jahre 1868 in einer ungarndeutschen Ortschaft im Balaton-Oberland durchgeführt wurde, wobei beinahe alle Bewohner des Dorfes ihre deutschen Familiennamen gegen ungarische eintauschten.

Auf der Internetseite der ungarndeutschen Ortschaft Kischludt (ung. Kislőd) im Komitat Wesprim ist folgende, aus namenkundlicher Sicht beachtenswerte Bemerkung zu lesen:

Obgleich die Dorfbewohner deutscher Sprache und Abstammung waren, zeugt es von ihrer Heimatliebe, dass rund 100 Freiwillige von ihnen am ungarischen Freiheitskampf 1848/49 teilnahmen. Nach dem verlorenen Freiheitskampf zeigte die deutsche Bevölkerung ihre ungarische Gesinnung auch dadurch, dass sie ihre ursprünglich deutschen Flur- und Familiennamen magyarisierte.21Kislőd – régen és ma [Kischludt – gestern und heute], https://www.kislod.hu/?module=news&action=show&nid=81857#MIDDLE, 27.6.2023. Aus dem Ungarischen übersetzt von der Autorin.

Auch das Dokumentenverzeichnis des Ungarischen Königlichen Innenministeriums über das Jahr 1868 enthält einen Hinweis auf diesen massenhaften Namenswechsel.22»Namenmagyarisierung aller Dorfbewohner von Kislőd« (MOL K-150, Nr. 11846.). Unter »Magyarisierung« (ung. magyarosítás) versteht man das Eintauschen fremder Familiennamen gegen ungarische. In den 1860er-Jahren änderten zahlreiche Personen und Familien ihren deutschen Namen ins Ungarische. Siehe Tamás Farkas: A magyar családnévanyag két nagy típusáról [Über die zwei großen Typen von ungarischen Familiennamen]. In: Magyar Nyelv 99 (2003) H. 2, S. 144–163. Die Gemeinde liegt in einem geschlossenen Tal des Bakonygebirges nordwestlich von Wesprim. Die als königliches Jagdrevier genutzte Gegend war im Mittelalter von den Jägern des Königshauses bewohnt, infolge der verheerenden Kriege gegen die Osmanen wurde sie bis zum Ende des 16. Jahrhunderts gänzlich entvölkert.

Die Neubesiedlung der Ortschaft begann um 1730. Die in mehreren Wellen (1746, 1749, 1752, 1758, 1765, 1779) ankommenden Siedler waren katholische Deutsche aus der Gegend von Aschaffenburg. Sie waren freie Bauern, die ihren Lebensunterhalt außer mit der Bestellung ihrer Felder mit Waldabbau und der Herstellung von Holzgeräten sowie Schindeln verdienten.23Bálint Ila, József Kovacsics: Veszprém megye helytörténeti lexikona [Das lokalgeschichtliche Lexikon des Komitats Wesprim]. Budapest 1964, S. 227.

Der Namenswechsel der Kischludter Deutschen, das heißt das Eintauschen der ursprünglichen deutschen Familiennamen gegen ungarische, ist eng mit der Tätigkeit von Stefan Gulden (1814–1884) verbunden, der zwischen 1841 und 1871 Dorfpfarrer der Gemeinde war. Der deutschstämmige Pfarrer fühlte sich von der ungarischen Sprache sehr angezogen: Später gründete er sogar eine Stiftung zur Förderung des Ungarischunterrichts.24János Pfeiffer: A veszprémi egyházmegye történeti névtára [Historisches Onomastikon der Diözese Wesprim] (1630–1950). München 1987, S. 101. Er berichtete 1864 folgendermaßen über die Sprachverhältnisse des Dorfes: »Vor 1848 zeigte sich im Fortschritt in der hiesigen [ungarischen] Sprache ein ausgezeichneter Fortschritt. […] Im Allgemeinen ist jedoch die deutsche Sprache vorherrschend.«25István Gulden: A Kis-Lődi plébánia története [Geschichte der Pfarrei Kischludt]. In: Magyar Sion 3 (1865) H. 2, S. 671–691, hier: S. 683.

1867 wurden im Taufregister der Dorfpfarrei Kischludt 158 verschiedene Familiennamen eingetragen, von denen 131 deutscher Herkunft waren. Ab dem 1. August 1868 erschienen neben diesen deutschen Namen auch ihre magyarisierten Formen, wobei die Reihenfolge der beiden Namen nicht konsequent gehandhabt wurde: Széplábi /:Cirfusz:/, Hock /:Magas:/, Brassai /:Prassberger:/, Marcona Grimm, Virág /:Blumenschein:/. Die gleichen Namenpaare sind auch im Sterberegister zu finden.

Die Originalform und der magyarisierte Familienname dienten bis Ende 1888 (also 20 Jahre lang) gemeinsam zur Identifizierung der einzelnen Personen, in manchen Fällen mit Bindestrich geschrieben: Laki–Noll János, in anderen Fällen in Klammern gesetzt: Kaphegyi (Koppenberger) János. Der Grund für den anhaltenden Namenswechselprozess könnte darin liegen, dass die Magyarisierung der Namen nicht durch ihre Träger selbst initiiert und wahrscheinlich nicht (ganz) freiwillig durchgeführt wurde.

Auszug aus den Kischludter Taufmatrikeln (1888) © Anikó Szilágyi-Kósa

Der Namenswechsel im Jahre 1868 vollzog sich bei 82 Familiennamen, es entstanden 90 magyarisierte Namensvarianten, wobei man mit den parallel gebildeten Namen (Felleg/Fellegi, Rostás/Rostási, Szitás/Szitási) verschiedene Familien bezeichnete.

Bei 9,8 Prozent der Namen lässt sich kein (sprachlicher) Zusammenhang zwischen dem alten und neuen Namen erkennen, zum Beispiel Amrein > Rostás (»der mit dem Sieb«), Noll > Laki, Stoibl > Kondor (»Kondor/Geier«).

Zu etwa einem Drittel (31,6 Prozent) spielte der Anlaut des ursprünglichen Familiennamens bei der Auswahl der neuen Familiennamen eine ausschlaggebende Rolle. »Monogrammtreu« wurden davon 4,8 Prozent der Namen gewechselt, zum Beispiel Herz > Ható, Modler > Magyarpolányi (Herkunftsname: »aus Polan/Magyarpolány«), wo vom alten Namen lediglich der Anfangslaut erhalten blieb. Eine festere phonematische Verbindung zeigten 26,8 Prozent der Änderungen: Nentzl > Nemes, Ehrlich > Ernyei, Lisztner > Lisznyai, Schalbert > Salak. Hier stimmen mehrere Laute (oder die erste Silbe) der Namenpaare überein.

Das Besondere in Kischludt war nicht nur das Ausmaß des Namenswechsels, sondern auch die häufige Übersetzung der Familiennamen – eine sonst gänzlich unübliche Methode. Fast zwei Drittel, 58,5 Prozent der ursprünglichen deutschen Namen, wurden ins Ungarische übersetzt: Die neuen Namen behielten die Bedeutung des ursprünglichen Namens bei, so zum Beispiel Freund > Barát (barát: »Freund«), Geist > Szellem, Szellemes (szellem: »Geist«), Hauptmann > Százados (százados: »Hauptmann«), Vágner > Bognár (bognár: »Wagner«), Cierfuss > Széplábi (szép: »schön«, láb: »Fuß«). In weiteren Fällen betraf die Übersetzung nur einen Teil des Namens: Blumenschein > Virág (virág: »Blume«), Buchwald > Büki (bükk: »Buche«), Rodenbücher > Irtó (Partizip zu irtani: »roden«). Manchmal wurde lediglich das Wortfeld beibehalten: Keller > Üreg, Üregi (üreg: »Loch«), Pfenning > Fillér (fillér: »Heller«). Den archivarischen Quellen nach nahm der Dorfpfarrer Gulden selbst erst 1874 (ebenfalls durch Übersetzung) den Familiennamen Forintos an.26Pfeiffer: A veszprémi egyházmegye, S. 101.

Auf dem Kreuzweg in Deutschbarnag © Barnag Jövőjéért Alapítvány / Stiftung für Barnag

So lässt sich feststellen, dass die Magyarisierung der Namen bei den Kischludter Deutschen nicht nur deshalb ein außergewöhnliches Kapitel in der Geschichte der Namenswechsel in Ungarn darstellt, weil sie beinahe die ganze deutsche Dorfgemeinschaft betraf, sondern auch, weil sie im Vergleich zu den »gewöhnlichen« Namenswechselstrategien,27Siehe Anikó Szilágyi: Balaton-felvidéki német családnevek [Deutsche Familiennamen im Balaton-Oberland]. In: Zsolt Lengyel, Judit Navracsics (Hgg.): VIII. Pszicholingvisztikai Nyári Egyetem válogatott előadásai [Ausgewählte Beiträge der VIII. Psycholinguistischen Sommeruniversität]. Veszprém, CD, 2005.  die auf eine phonematisch-graphematische Verbindung der alten und neuen Familiennamen ausgerichtet waren, andere Methoden anwandte. Durch eine Art Übersetzung kam ein für das ungarische Namenssystem ungewöhnliches Namenmaterial zustande, das heute noch von seinem auffallenden, sekundären Charakter zeugt.

Fazit und Ausblick: Deutsches Leben in und um Wesprim

Die Geschichte, Wirtschaft und Kultur der Region Wesprim ist seit dem 18. Jahrhundert durch die Anwesenheit von deutschen Dorfgemeinschaften und teilweise von Stadtbürgern geprägt, die maßgeblich zum Wiederaufbau der Region nach der osmanischen Herrschaft im 16.–17. Jahrhundert beitrugen.

Im Komitat Wesprim gab es 2022 insgesamt 48 sogenannte deutsche Selbstverwaltungen, damit gelten die hiesigen Deutschen als eine sehr gut organisierte Minderheit.28 Központi Statisztika Hivatal: A települési nemzetiségi önkormányzatok nemzetiségek szerint, 2023. Január 1. [Zentrales Statistikamt: Kommunale Nationalitätenselbstverwaltungen nach Nationalitäten, 1. Januar 2023], https://www.ksh.hu/stadat_files/fol/hu/fol0012.html, 26.6.2023. In der Region existieren derzeit 17 sogenannte Nationalitätenkindergärten, 22 Grundschulen und ein Gymnasium mit Deutsch als Minderheitensprache.

Das Zentrum der kulturellen Aktivitäten ist das Deutsche Haus in der Wesprimer Innenstadt, das für das Jahr als Europäische Kulturhauptstadt vollständig erneuert wurde.

In der Stadt wie auch in den umliegenden Dörfern finden regelmäßig deutsche Messen und deutschsprachige Dorffeste statt. Daneben ist die Sprachlandschaft (linguistic landscapes) der Region durch zahlreiche deutschsprachige Aufschriften geprägt: Neben zweisprachigen Ortstafeln trifft man vielerorts auf Ansiedlungs- und Vertreibungsdenkmäler sowie auf Wegekreuze mit deutschen Aufschriften.

In der Region gibt es zahlreiche deutschstämmige Dörfer, in denen seit dem 18. Jahrhundert Kreuzwege errichtet wurden. 14 dieser Orte wurden im Jahr der Europäischen Kulturhauptstadt 2023 durch eine Wanderroute miteinander verbunden.29Via Calvaria, www.viacalvaria.hu, 27.6.2023. Dieses Projekt setzt der Geschichte der deutschen Gemeinschaften in der Region Wesprim ein würdiges Denkmal und zeigt in eine vielversprechende Zukunft, in der das Leben der deutschen Gemeinschaften in der Region Wesprim, geprägt von zwei Sprachen und Kulturen, hoffentlich lange erhalten bleibt.

Anikó Szilágyi-Kósa

 

Anikó Szilágyi-Kósa ist Außerordentliche Professorin an der Károli-Gáspár-Universitát der Reformierten Kirche in Ungarn. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören die Kultur und Sprache der Deutschen in der Region Wesprim. Sie hat zahlreiche Publikationen zu ungarndeutschen Personen- und Ortsnamen aber auch zu weiteren soziolinguistischen Themen veröffentlicht.

 

Erschienen in: Spiegelungen. Zeitschrift für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas, Heft 2 (2023), Jg. 18, Verlag Friedrich Pustet, Regensburg, S. 226–236.

  • 1
    Veszprém-Balaton 2023, Európa Kulturális Fővárosa [Wesprim-Plattensee 2023, Europas Kulturhauptstadt], <https://veszprembalaton2023.hu/>, 25.7.2023.
  • 2
    Klaudia László: A németek etnikai földrajzi vizsgálata Veszprém megyében [Eine ethnisch-geografische Untersuchung der Deutschen im Komitat Wesprim]. Bachelorarbeit, Eötvös-Loránd-Universität Budapest. Budapest 2014, S. 39.
  • 3
    Claus Jürgen Hutterer: Die deutsche Volksgruppe in Ungarn. In: ders.: Aufsätze zur deutschen Dialektologie. Hg. von Károly Manherz. Budapest 1991, S. 253–280, hier: S. 272.
  • 4
    Auf eine ähnliche Weise werden die Bewohner der mittelalterlichen deutschen Sprachinseln im historischen Ungarn Zipser beziehungsweise Siebenbürger Sachen genannt – obwohl sie eigentlich Moselfranken sind.
  • 5
    István Boross, Lajos Madarász (Hgg.): Veszprém vármegye összeírásai 1696, 1715, 1720 [Die Volkszählungen des Komitats Veszprém 1696, 1715, 1720]. Veszprém 2002, S. 203.
  • 6
    Aus dem Ungarischen übersetzt von der Autorin. András Lichtneckert: Veszprém vármegye községeinek urbáriumai, úrbéri és telepítési szerződései [Urbarien, urbariale und Siedlungsverträge der Gemeinden im Komitat Wesprim] 1690–1836. Veszprém 2009, S. 429.
  • 7
    Staatsarchiv Würzburg, Bestand Aschaffenburger Archivreste, Signatur: 15/XXXVIII2.
  • 8
    Die Transkription des Vertrags ist nachzulesen bei Lichtneckert: Veszprém vármegye községeinek urbáriumai, S. 429.
  • 9
    Nach der freundlichen Mitteilung von Wolfgang Mahler (Balatonfüred), der nach dem Stammbaum seiner Frau forschend diese Einträge in den Kirchenmatrikeln fand.
  • 10
    Magyar Nemzeti Levéltár Veszprém Vármegyei Levéltára [Ungarisches Nationalarchiv, Komitatsarchiv Wesprim] VeML A 154. 890/1, Eintrag im Sterberegister, 11./1760.
  • 11
    Ottó Péterdi: A Balaton-Felvidék német falvai [Die deutschen Dörfer des Balaton-Oberlandes]. In: Századok 69 (1935) Beiheft, S. 693–714.
  • 12
    Claus-Jürgen Hutterer: Das ungarische Mittelgebirge als Sprachraum. Historische Lautgeographie der deutschen Mundarten in Mittelungarn. Halle 1963, S. 94, S. 488–502.
  • 13
    Központi Statisztikai Hivatal: 2011. évi népszámlálás 9. Nemzetiségi adatok [Zentrales Statistikamt: Volkszählung 2011, 9. Nationalitäten]. Budapest 2014, http://ksh.hu/docs/hun/xftp/idoszaki/nepsz2011/nepsz_09_2011.pdf, 27.6.2023.
  • 14
    Ágnes Tóth: Nemzetiségi népiskolák Magyarországon az 1943/44-es tanévben [Nationalitäten-Volksschulen in Ungarn im Schuljahr 1943/44]. Kecskemét 1998.
  • 15
  • 16
    Ferenc Poór: A Kruczler családok Zánkán [Die Familien Kruczler in Zánka]. Zánka, Veszprém, Manuskript, 2016, S. 2.
  • 17
    Ferenc Poór: Adatok Zánka protestáns újratelepítőiről [Angaben zu den Neubesiedlern von Zánka]. Zánka, Manuskript, 1998, S. 10.
  • 18
    Ferenc Poór: A zánkai »Reformáta Ekklesia« története [Die Geschichte der reformierten Kirchengemeinde von Zánka] 1739–1798. Zánka, Manuskript, 1998.
  • 19
    Anikó Kovácsné Siffer: Die Geschichte der Ansiedlung und der Assimilation der deutschen Protestanten in Zánka. Veszprém, Manuskript, 2000, S. 29.
  • 20
    János Jankó: A Balaton tudományos tanulmányozásának eredményei [Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Erforschung des Plattensees] III. Budapest 1902, S. 148.
  • 21
    Kislőd – régen és ma [Kischludt – gestern und heute], https://www.kislod.hu/?module=news&action=show&nid=81857#MIDDLE, 27.6.2023. Aus dem Ungarischen übersetzt von der Autorin.
  • 22
    »Namenmagyarisierung aller Dorfbewohner von Kislőd« (MOL K-150, Nr. 11846.). Unter »Magyarisierung« (ung. magyarosítás) versteht man das Eintauschen fremder Familiennamen gegen ungarische. In den 1860er-Jahren änderten zahlreiche Personen und Familien ihren deutschen Namen ins Ungarische. Siehe Tamás Farkas: A magyar családnévanyag két nagy típusáról [Über die zwei großen Typen von ungarischen Familiennamen]. In: Magyar Nyelv 99 (2003) H. 2, S. 144–163.
  • 23
    Bálint Ila, József Kovacsics: Veszprém megye helytörténeti lexikona [Das lokalgeschichtliche Lexikon des Komitats Wesprim]. Budapest 1964, S. 227.
  • 24
    János Pfeiffer: A veszprémi egyházmegye történeti névtára [Historisches Onomastikon der Diözese Wesprim] (1630–1950). München 1987, S. 101.
  • 25
    István Gulden: A Kis-Lődi plébánia története [Geschichte der Pfarrei Kischludt]. In: Magyar Sion 3 (1865) H. 2, S. 671–691, hier: S. 683.
  • 26
    Pfeiffer: A veszprémi egyházmegye, S. 101.
  • 27
    Siehe Anikó Szilágyi: Balaton-felvidéki német családnevek [Deutsche Familiennamen im Balaton-Oberland]. In: Zsolt Lengyel, Judit Navracsics (Hgg.): VIII. Pszicholingvisztikai Nyári Egyetem válogatott előadásai [Ausgewählte Beiträge der VIII. Psycholinguistischen Sommeruniversität]. Veszprém, CD, 2005.
  • 28
    Központi Statisztika Hivatal: A települési nemzetiségi önkormányzatok nemzetiségek szerint, 2023. Január 1. [Zentrales Statistikamt: Kommunale Nationalitätenselbstverwaltungen nach Nationalitäten, 1. Januar 2023], https://www.ksh.hu/stadat_files/fol/hu/fol0012.html, 26.6.2023.
  • 29
    Via Calvaria, www.viacalvaria.hu, 27.6.2023.