Von Angela Ilić
In Fortsetzung des Themenschwerpunktes „Archive in Slowenien (I)“, der im Heft 2.24 erschien und deutschsprachigen Spuren in den Archiven der historischen Untersteiermark/Spodnja Štajerska gewidmet war, werden im Folgenden Archive und Sammlungen vorgestellt, die schwerpunktmäßig die Krain/(Dežela) Kranjska betreffen.
Die historisch als Carniola bekannte Region war seit dem Ende des 13. Jahrhunderts ein von den Habsburgern regiertes Herzogtum, ab 1335 mit Laibach/Ljubljana als Hauptstadt. Die habsburgische Herrschaft dauerte bis 1918, und während dieser Jahrhunderte war – und blieb – die Krain eine wichtige Kontaktzone zwischen der deutschen und der slowenischen Kultur und Sprache. [1] Die demografischen Verhältnisse um 1910 waren eindeutig: In der Krain wurden 5,3 Prozent der anwesenden Bevölkerung als deutschsprachig, 93,4 Prozent als slowenischsprachig registriert, während die Deutschsprachigen in Laibach 14,3 Prozent und die Slowenischsprachigen 81,1 Prozent der Stadtbevölkerung ausmachten. [2]
Die vorliegenden Texte beziehen sich vor allem auf die Hauptstadt Laibach/Ljubljana in der historischen Region Oberkrain/Gorenjska sowie auf das Gebiet der Gottschee/Kočevska in der historischen Region Unterkrain/Dolenjska. In der letztgenannten Gegend war seit dem Mittelalter bis zum Winter 1941/1942 – neben anderen Einwohnern – auch eine deutschsprachige Bevölkerungsgruppe, die Gottscheer, beheimatet.
Eröffnet wird die Reihe von Beiträgen mit einem Aufsatz von Barbara Žabota, die das Historische Archiv Ljubljana mit seinen zahlreichen und vielfältigen Beständen sowie Sammlungen mit deutschem Bezug vorstellt.
Irena Samide und Tanja Žigon (Universität Ljubljana) stellen in ihrem gemeinsamen Beitrag ihre Forschungen zu den Anfängen des deutschsprachigen Theaters in Laibach und der deutschsprachigen Presselandschaft auch über die Reichweite der Stadt hinaus vor.
Anja Serec Hodžar wirft im Rahmen eines aktuellen, am Wissenschaftlichen Forschungszentrum der Slowenischen Akademie der Wissenschaften und Künste laufenden Forschungsprojektes die Frage auf, ob und inwieweit deutschsprachiges Liedgut aus der Gottschee im Kanon slowenischer Volkslieder eine Rolle spiel(t)e.
Der Beitrag von Anja Moric, die ebenfalls am Wissenschaftlichen Forschungszentrum der Slowenischen Akademie der Wissenschaften und Künste tätig ist, weitet ihren Blick über Archive und Archivalien im engeren Sinne hinaus. Die Autorin befasst sich mit der Rolle privater ethnologischer Sammlungen bei der Aufbewahrung des materiellen Kulturerbes am Beispiel der Gottschee/Kočevska, und fragt in diesem Kontext nach der Vereinbarkeit von Engagement in Wissenschaft und paralleler kultureller Vermittlungsarbeit.
Da diese Beiträge nicht alle relevanten Archivierungsstellen und Bestände erfassen können, sondern eher einen Überblick anbieten, sollten sie exemplarisch für die thematische und epochale Vielfalt des in der Republik Slowenien aufbewahrten deutschsprachigen Schrift- und Sachguts stehen und hoffentlich gleichzeitig als Ansporn für künftige Recherchearbeit dienen.
Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre!
Erschienen in: Spiegelungen. Zeitschrift für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas, Heft 1 (2025), Jg. 20, Verlag Friedrich Pustet, Regensburg, S. 7–8.
[1] Zu diesen Interferenzen, aber auch zu den wachsenden politischen Spannungen in der späthabsburgischen Zeit mit Blick auf Laibach vgl. Dragan Matič: Nemci v Ljubljani [Die Deutschen in Laibach] 1861–1918. Ljubljana 2002.
[2] Österreichische Statistik Neue Folge, 1910–1915 (1912) H. 2, S. 43.