Überlegungen zur Wandlung der Kommunikation im Literaturbetrieb der Deutschen in Rumänien
Von Olivia Spiridon
KULTUR ALS PROZESS DES AUSHANDELNS VON BEDEUTUNGEN
Betrachtet man die Entwicklung der deutschen Literatur in Rumänien nach 1945, sind verschiedene Reaktionen von Literaten und literarischen Gruppierungen auf die Umstrukturierungsmaßnahmen festzustellen, die auf die Etablierung von Institutionen und Praktiken zur Kontrolle sowie auf die Lenkung literarischer Kommunikation abzielten. Diese sind auch im Zusammenhang mit der Abfolge kulturpolitischer Entspannung und Verhärtung zu sehen, generell sind jedoch unterschiedliche Grade der Anpassung an die zentral gesteuerten und propagierten Vorgaben für Literatur zu beobachten, sodass die Typologie des Literaten breit gefächert ist. Sie reicht vom Hofdichter bis zu dem in Zurückgezogenheit lebenden Schriftsteller, der in seltenen Fällen für die Schublade schrieb (Erwin Wittstock) oder seine Texte angesichts der Zensur hochgradig chiffrierte (Georg Scherg), und zum Autor, der seinen Protest offen beispielsweise in Briefen an staatliche Stellen zum Ausdruck brachte, was später Erwähnung findet. Darüber hinaus zeigen schriftstellerische Laufbahnen Wandlungen von einem hohen Grad an Anpassung bis hin zu literarischer Emanzipation von den Vorstellungen der kulturpolitischen Zentralplaner.
Dieser Beitrag setzt sich jedoch nicht die Beleuchtung von Transformationsprozessen verschiedener Literatentypen und ihrer Schreibpraktiken zum Ziel und betrachtet auch die ästhetische Dimension und Qualität der nach 1945 im gelenkten Literaturbetrieb entstandenen Texte nur am Rande. Der Fokus liegt auf der Kommunikation im Rahmen des deutschsprachigen Literaturbetriebs in Rumänien, die im Umfeld literarischer Texte sichtbar ist und das Aushandeln ihrer Rolle und Beschaffenheit zum Gegenstand hatte. Der Blick richtet sich mit Vorrang auf Banater Autoren, auf die Neue Banater Zeitung und auf die Zeitschrift Neue Literatur in Bukarest, des Weiteren auf in Vorworten und Buchbesprechungen geäußerte formalthematische Überlegungen.
Diese Kommunikation, die den Prozess des Aushandelns von Bedeutungen von Literatur sichtbar macht, wirft ein erhellendes Licht auf eine soziale Wirklichkeit mit starkem Machtgefälle, in der der Konflikt zwischen dem interventionistischen Staat mit seinen Präskriptionen auf der einen Seite und der freien, kreativen Meinungsäußerung in Form des literarischen Textes auf der anderen vorprogrammiert war. Darüber hinaus ermöglicht das Augenmerk auf Aushandlungsprozesse von Bedeutungen Einsichten in die spezifischen Strategien des »Krisenmanagements« deutschsprachiger Literaten in Rumänien, die als Angehörige einer Minderheit mit zusätzlichen Herausforderungen konfrontiert waren.
Einen Ausgangspunkt für die Erklärung und für das Verstehen des kulturellen Zusammenhangs, aus dem »rumäniendeutsche« Texte nach 1945 hervorgegangen sind, bietet das Verständnis von Kultur als Resultat eines offenen und instabilen Prozesses des Aushandelns von Bedeutungen, wie er von Andreas Wimmer dargelegt wird.[1] Er distanziert sich von der Auffassung von Kultur als einem System auslegbarer Zeichen, um komplexere Situationen, wie die gleichzeitige Gültigkeit mehrerer symbolischer Codes, beschreiben zu können. Statt der Diskurse und ihrer Machtentfaltung in Deutungsprozessen, die den Spielraum des Möglichen und Denkbaren eingrenzen, rückt Wimmer zur reflexiven Hinterfragung und Innovation fähige Individuen in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit.
Tangential zu den theoretischen Überlegungen, die der Konzeption von Kultur als Kompromiss zugrunde liegen, zielt Wimmer durch Präsentation verschiedener empirischer Territorien auf die Untersuchung der Wandelbarkeit, Heterogenität, Interessengebundenheit und des rationalitätsbindenden Charakters kultureller Setzungen. Seine empirischen Beobachtungen umfassen Beschreibungen von Dorfgemeinschaften von Lateinamerika bis Vorderasien, und sie versuchen auch Erklärungen makrohistorischer Zusammenhänge wie der Staatsentstehung und des nationalen Zusammenhalts, denen mehrere Studien gewidmet sind. Seine Untersuchung zur Durchsetzung des Nationalgedankens und seiner Variationen weist auf die intensive Sinnproduktion im Dienste der Aufwertung von nationalen Solidargemeinschaften und der Entstehung von Abgrenzungsmechanismen von Minderheiten hin. Interessant erscheint die Analyse des Interessenkompromisses zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen auf sprachlicher Ebene. Die dürftige und diffuse Argumentation der nationalistischen Sprache stellt nach Wimmer einen Erfolgsgrund dar, denn dank ihrer ausgeprägten Polysemie und Primitivität kann sie unterschiedlichen Interessenpositionen nützen.[2]
Dieser Versuch einer Erklärung der Funktionsweise von Kultur ausgehend von individuellen und kollektiven Interessenlagen und Strategien enthält einige für den deutschen Literaturbetrieb in Rumänien ergiebige Aspekte: Man blickt auf Praktiken der kulturellen Produktion sowohl auf der Ebene der Individuen als auch von Institutionen und Machtzentren. Die auf die Dynamik von Sinnproduktion gelenkte Aufmerksamkeit rückt den Wandel in den Fokus, wodurch die Komplexität der literarischen Kommunikation sichtbar wird.
Wimmer spricht von einer Pragmatik der kulturellen Kommunikation, die durch Zugang zu neuen Ressourcen (ökonomische, politische, symbolische) und die Änderung der Machtverhältnisse neue Formen annimmt.[3] Durch die sich wandelnde Machtbalance werden Kompromissformen vorangebracht oder vollständig blockiert, was zu Konflikteskalation und zum Kippen der Verhältnisse führt. Aus diesem Blickwinkel gewährt der rumäniendeutsche Literaturbetrieb der 1980er-Jahre einen Einblick in veränderte Interessenlagen und Toleranzpegel, was im Zuge der sich destabilisierenden Machtverhältnisse eine sichtbare Veränderung der Kommunikationskultur und Aushandlungspraxis innerhalb der deutschen Literaturszene zur Folge hatte. Auf die Besonderheiten der letzten Dekade des Schreibens in einem sozialistischen Land soll – auch durch Vergleiche zu den früheren Dekaden – eingegangen werden, wobei eine Untersuchung der Geheimdienstakte und des durch die Überwachungsbehörden verschärften Umgangstons mit Schriftstellern im engen Rahmen dieses Aufsatzes ausgespart bleiben muss.
Ein weiterer zu berücksichtigender Aspekt ist der Übersetzungswiderstand, auf den Befehle von oben treffen, der eine Rolle für mögliche Kompromissfindungen spielt oder, im Gegenteil, eine Eskalation des Konflikts herbeiführt. Andreas Wimmer übernimmt dabei den Begriff des Politologen James C. Scott,[4] der von einer besonderen Form der Kompromissbildung spricht, von der Täuschung der Zustimmung durch Gruppierungen, die von der Öffentlichkeit verdrängt werden. Dadurch bilden sich hidden scripts heraus, eine »Gegenkultur der Untergebenen«.[5] Auch auf Formen des Übersetzungswiderstands gegenüber den vom Machtzentrum aus propagierten Vorstellungen von Literatur soll in diesem Beitrag eingegangen werden.
Die künstlerische Arbeit an der Sprache mit dem Ziel des Erschwerens von Dekodierungsprozessen sowie die Pflege von Mehrdeutigkeit in einer überwachten Gesellschaft sind auch als Form des Aushandelns von Bedeutungen zu sehen. Andreas Wimmer führt den hohen Symbolisierungsgrad von Äußerungen auf die große soziale Distanz und das Machtgefälle in einem Kommunikationssystem zurück.[6] Fehlende Deutlichkeit und Polysemie – wie von Wimmer auch anhand des nationalistischen Spracharsenals untersucht – machen die Fortführung von Kommunikation möglich, indem semantische Felder mit verschiedenen Deutungsmöglichkeiten eröffnet werden. Dadurch treten gegensätzliche Interessen von Gruppen, die durch eine gemeinsame Öffentlichkeit aufeinander bezogen sind, in den Hintergrund. In diesem Aufsatz sollen die Funktion reduzierter dichterischer Mitteilungen für die Kommunikation zwischen Staat und Literaten sowie die Rolle von Symbolisierungen in einer Situation der zunehmenden Konflikteskalation am Rande berücksichtigt werden.
Der Beitrag setzt sich als Ziel, einige wichtige Momente des Aushandelns der Rolle und Beschaffenheit von Literatur nach 1945 zu skizzieren, um schließlich die Wandlung der Kommunikation in den 1980er-Jahren auf mehreren Ebenen zu betrachten. Aushandlungen der Bedeutung von Literatur in einem sozialistischen Staat sind zwischen Entscheidungsträgern im offiziellen Rahmen der staatlichen Kulturpolitik zu beobachten, in öffentlichen oder privaten Bereichen der literarischen Infrastruktur (der Verlage, Zeitschriften, der Literaturkritik und der literarischen Kreise) sowie auch im Schreibprozess. Im Folgenden werden einige relevante Momente ihrer Sichtbarwerdung in Zeitschriften, Zeitungen, Vor- und Nachworten, in Buchbesprechungen sowie in Redaktionen im Zusammenhang mit der Zensur präsentiert.
KOMMUNIKATION ÜBER ROLLE UND BESCHAFFENHEIT VON LITERATUR NACH 1945
Die ersten Nachkriegsjahre kennzeichnen sich durch eine Minimalisierung der freien literarischen Kommunikation. Die in dieser Zeit zugelassene Literatur fungierte als Mittel im staatlichen Umerziehungsplan als Teil eines Überzeugungsdiskurses,[7] in den propagandistische Texte mündeten und mit dem der Staat die Bevölkerung von den Vorzügen der neuen gesellschaftlichen Ordnung überzeugen wollte. Insofern hatten zentrale Lenkungsstellen der Kulturpolitik kein Interesse an freier Kommunikation, sondern schränkten sich auf eine Diskussionskultur der fingierten Zustimmung ein. Doch mit den ersten Anzeichen eines Tauwetters nach dem Tod Stalins brachen die Schranken ein und Diskussionen über die realen Belange der Schriftsteller drangen an die Öffentlichkeit. In einer der einleitenden Studien zum Kronstädter Schriftstellerprozess ging Peter Motzan auf die öffentlichen Debatten ein, die während des »kleinen Tauwetters« (1953–1956) an Dynamik gewannen. Er zitiert zahlreiche Beispiele, die verschiedene »Sicht- und Argumentationsweisen« durch Eingang in die Presse sichtbar machen, auch wenn es nicht zu Gruppenbildungen kam, sondern eher Debattierpaare von »Dogmatikern« vs. »Ästheten« in den Vordergrund rückten: »Heinrich Simonis vs. Erwin Wittstock, Heinz Stănescu vs. Harald Krasser, Ewald Ruprecht Korn vs. Alfred Kittner, Franz Johannes Bulhardt vs. Oscar Walter Cisek«.[8] Die ersten »beharrten auf dem Vorrang des ›Themas‹, dem festgezimmerten ideologischen Gerüst, der ›revolutionären‹ Botschaft, der Darstellung des neuen siegreichen Menschen«, die zweiten zielten auf die Erweiterung der »expressiven Dimension literarischer Aussage« und auf die Rückeroberung der Bereiche des »Privaten«, »Intimen« und »Subjektiven«.[9] Auch auf dem ersten Schriftstellerkongress, der Mitte Juni 1956 in Bukarest stattfand, vermied man die Festlegung auf eine Position und lavierte stattdessen zwischen der Hervorhebung von Leistungen der »revolutionären« Literatur und der Einräumung von »schwerwiegenden Fehlern« durch starres Beharren auf Dogmen »zum Schutz der Parteilinie«.[10]
Die Zunahme der Kommunikation wurde Mitte der 1950er-Jahre institutionell gefördert. Die halbjährlich erscheinende Zeitschrift Banater Schrifttum wurde 1956 in Neue Literatur umbenannt, die nun, von Andreas A. Lillin geleitet, vierteljährlich erschien. Ein literarischer Wettbewerb wurde mit einem bemerkenswerten Echo ausgeschrieben – 700 Texte wurden eingereicht –, Literaturkreise wurden »toleriert und institutionalisiert«.[11]
Die in Polen und Ungarn 1956 einsetzenden Repressionen wirkten sich zunächst nicht unmittelbar auf die in den Vorjahren herausgebildete Kommunikationskultur innerhalb des rumäniendeutschen Literaturbetriebs aus. Der harte Schlagabtausch zwischen den Fronten von Dogmatikern und Liberalen auf einer Landesberatung deutscher Autoren im Juli 1957 lässt auf die Bereitschaft einiger Schriftsteller (Oscar Walter Cisek, Alfred Margul Sperber, Erwin Wittstock) schließen, sich weiterhin an den Gesprächen zu beteiligen und ihre Meinung eindeutig zu vertreten.[12] Jedoch wurde nach ersten überlauten Bekundungen der Treue zur marxistischen Literaturauffassung im Sommer 1957 dem Gespräch im Herbst des gleichen Jahres ein Ende gesetzt. Es folgten Jahre des Kommunikationsstillstands, der Statuierung von Exempeln durch Verhaftung von Einzelnen und Gruppen.
Diese Debatten, in denen die Bedeutung und das Verständnis von Literatur ausgehandelt wurden, zeigen Kultur als einen konfliktiven, von strategisch kompetenten Individuen und Institutionen geführten und ständigen Veränderungen unterliegenden Prozess der Bedeutungsproduktion. Ausgehandelt wurden in den Staaten des Ostblocks darüber hinaus Leitbegriffe wie der des »Realismus« aus dem Bedürfnis nach Befreiung aus dem Korsett des »sozialistischen Realismus«. Dabei wurde auf strukturelle Gemeinsamkeiten der beiden literarischen Systeme hingewiesen, die sich zur Darstellung eines Epochenbildes gegenüber der »Wirklichkeit« selektiv verhielten und bestimmte Bereiche ausblendeten.[13] Gemeinsam waren die verklärenden Schönheitsschleier über der darzustellenden Wirklichkeit, die Tendenz zu anachronistisch- harmonisierenden Lösungen sowie das Bestreben, ausgehend von spezifischen Konflikten und fiktionalen Gestalten die »Totalität« einer Epoche mit ihren Merkmalen abzubilden. Rechtfertigungsversuche wurden angestellt, wie z. B. der Schutzschild der Abrechnung mit der Vergangenheit, wodurch es möglich wurde, sich historischen Themen und Stoffen zuzuwenden. Der kritische Blick auf die Vergangenheit, oft durch Einbau einiger dazu eigens entworfener Gestalten in die Handlung,[14] verhalf zu einer Lesart der Narrationen aus dem Blickwinkel des Marxismus-Leninismus, indem Geschichtliches aus zeitgenössischer Perspektive befragt wurde.[15]
Als Rechtfertigungsstrategie zur Erweiterung der Themenpalette diente auch der Begriff des »Erbes«. Er bezeichnete seit Beginn der Debatte in den zwanziger Jahren in der Sowjetunion den Anspruch der Arbeiterklasse als Alleinerbin der Werke bürgerlicher Autoren, die von den Ideen sozialen Fortschritts in ihrer jeweiligen Epoche Zeugnis ablegten. Der Erbgedanke ersetzte den der Tradition im Verständnis marxistischer Literaturwissenschaft und hielt dabei das Moment der Verbindung von Vorgeschichte und Gegenwart der Literatur im Unverbindlichen,[16] was der Literatur in den sozialistischen Staaten einen freieren Umgang mit der ästhetischen Theorie und Praxis bürgerlich-humanistischer Kultur ermöglichte. Die Argumentation über den Begriff des Erbes führte auch zur Rehabilitierung von siebenbürgisch-sächsischen und Banater Autoren aus vergangenen Epochen, sodass eine Reihe von Werkausgaben in die Wege geleitet wurde: von Friedrich Wilhelm Schuster, Traugott Teutsch, Adam Müller-Guttenbrunn, Heinrich Schuster, Anna Schuller-Schullerus, Adolf Meschendörfer, Otto Alscher, Bernhard Capesius, Oscar Walter Cisek, Erwin Wittstock.[17]
Die Hinwendung zu historischen Stoffen und der Anschluss an den bürgerlichen Realismus kamen sowohl den Belangen als auch der traditionellen realistischen Darstellungsweise deutscher Schriftsteller aus dem Banat und Siebenbürgen entgegen. Werke mit historischer Thematik konnten die Zensur leichter passieren, man behielt die traditionelle realistische Schreibmanier und gleichzeitig wurden »dringende«, d. h. für die deutschen Minderheitenautoren relevante Themen wieder salonfähig. Dazu gehörte in den 1950er-Jahren die differenziertere Darstellung der Deutschen mit dem Ziel, die Gültigkeit der Kollektivschuldthese zu relativieren und das Stigma des Rumäniendeutschen als Mitläufer des nationalsozialistischen Regimes abzuschütteln. In dieser Zeit, in der die offizielle rumänische Geschichtsschreibung den Status Rumäniens als Alliierter des Deutschen Reiches durch verschiedene Ausblendungsverfahren in einen Opferstatus umgewandelt hatte und die Literatur nach Kräften kommunistische Widerstandskämpfer kreierte, wurde in deutschen Texten in Rumänien versucht, die Gestalt des »Antifaschisten« durch Deutsche zu besetzen. Es erschien z. B. eine Reihe von Texten, die den Stoff der »Sieben von Hatzfeld« aufgriffen, in dem es um die Ermordung von sieben ethnischen Deutschen durch eine Einheit der Waffen-SS-Division »Prinz Eugen« im September 1944 ging.[18] Eine auf mehreren narrativen Ebenen ausgebaute Thematisierung von Befindlichkeiten der Deutschen in Rumänien legte Arnold Hauser mit seinem Roman Der fragwürdige Bericht Jakob Bühlmanns vor, der 1968 in Bukarest und 1974 im Ost-Berliner Volk und Welt Verlag erschien. Der Roman setzt sich mit der Voreingenommenheit auseinander, mit der ein Deutscher in Rumänien in der Nachkriegszeit konfrontiert wurde, ein brisantes Thema, das in den ein Jahr später veröffentlichten Buchbesprechungen auf Zustimmung stieß.[19]
Die Kontroversen zwischen den verschiedenen Lagern, den Befürwortern einer sehr engen Auffassung von Literatur im Sinne der Darstellung des Klassenkampfes und den Liberalen, die sich für eine Ausweitung der Thematik und des formalen Instrumentariums einsetzten, waren typisch für die 1950er-Jahre. Ebenfalls charakteristisch war die plötzliche Veränderung der kulturpolitischen Großwetterlage, was mit einer Intensivierung bzw. einem jähen Rückgang der Kommunikation über die Rolle und Beschaffenheit von Literatur einherging.
INTENSIVIERUNG DER KOMMUNIKATION AB MITTE DER 1960ER-JAHRE
In diesen Jahren beobachtet man eine Intensivierung der Kommunikation, die grundsätzlich durch die ideologische Auflockerung ermöglicht wurde und zudem wichtige Impulse von der im deutschen Literaturbetrieb verspürten Krisensituation erhielt. 1968 hinterließ die Auswanderung einiger namhafter deutschen Autoren aus Rumänien (Wolf von Aichelburg, Hans Bergel, Andreas Birkner, Oskar Pastior, Dieter Schlesak) klaffende Lücken, die das Szenario eines zunehmend schrumpfenden deutschsprachigen Literaturbetriebs vergegenwärtigten. Angesichts dieser Krisensituation wurde in den Redaktionen der Bukarester Zeitschrift Neue Literatur sowie der Temeswarer Neuen Banater Zeitung ein konzertierter Handlungsplan ins Leben gerufen, der dem bedrohlichen literarischen Schwund Einhalt gebieten sollte. Voraussetzung für das Miteinander der beiden Redaktionen war die Dezentralisierung der deutschsprachigen Verlags- und Medienlandschaft in Rumänien, wodurch das literarische Leben in den von Deutschen bewohnten Regionen an Gewicht gewann, sich ausdifferenzierte und intensivierte. Die Neue Banater Zeitung erhielt ab November 1969 drei Beilagen für Kultur: den NBZ-Kulturboten (der von November 1969 bis Juni 1970 monatlich und seit Juli zweimal monatlich erschien), die vierseitige Beilage für Studenten unter dem Titel Universitas (seit September 1969) und die Schülerseite Wir über uns, die ab November 1969 einmal wöchentlich erschien. Unter dem Titel Pipatsch (Klatschmohn) wurde auch eine Beilage in banatdeutschem Dialekt ins Leben gerufen. Auch in Klausenburg konnte dem vom Staats- und Parteichef Ceauşescu eingeleiteten Liberalisierungskurs ein Bonus für das deutschsprachige literarische Leben abgewonnen werden: Im Dezember 1968 erhielten rumänische, ungarische und deutsche Studenten von der lokalen Parteispitze die Erlaubnis, eine Studentenzeitschrift herauszubringen: Echinox wurde gegründet, und es entstand ein weiterer Brennpunkt des literarischen Lebens.
Der Auswanderungswelle Ende der 1960er-Jahre begegnete man mit einem Krisenplan, einem Geflecht von Argumenten und Aktionen, das die Aushandlung der Beschaffenheit einer qualitätsvollen Literatur in Gang setzte. Zum einen reagierte der Schriftsteller und Neue Literatur-Redakteur Paul Schuster im Herbst 1970 mit der Berichtfolge Nichtprovinzielles aus der Provinz[20] über die neu ins Leben gerufenen Beilagen der Neuen Banater Zeitung und insbesondere über den dort zur Verfügung gestellten Publikationsraum für Schüler.[21] Dabei verwundert seine aus teilweise widersprüchlichen Argumentationsbausteinen zusammengesetzte Gedankenfolge. Auf der einen Seite hob er im Zusammenhang mit der von ihm aufgeworfenen Frage nach der Bedeutung von Kulturpolitik die Dezentralisierung und Deregulierung hervor, als deren Ergebnis der Umbau der Neuen Banater Zeitung zu sehen war. Auf der anderen griff er ins Vokabular der Planwirtschaftler und beklagte das Fehlen »planmäßiger, auf lange Sicht angelegter Tätigkeit zur Förderung neuer Begabungen und Meinungen«.[22] Den vorausgeschickten Überlegungen folgte – auch im Einvernehmen mit der im Vorfeld betonten Notwendigkeit der Planung – eine Reise der Neue Literatur– Redaktion zu verschiedenen deutschsprachigen Gymnasien im Banat, an deren Konzeption auch der Chefredakteur der Neuen Banater Zeitung, Nikolaus Berwanger, beteiligt gewesen war. Sie wurde in der Neuen Literatur unter dem Titel Kleine Chronik der NL-Reise zu den Banater Schülern dokumentiert.[23] Aufmerksamkeit verdient der in diesem Rahmen unternommene Versuch zur Lenkung von Diskussionen und zur Etablierung einer neuen Diskussions- und Debattenkultur, denn die Gymnasiasten aus dem Banat wurden aufgefordert, zu bis dahin weitgehend tabuisierten Themen Stellung zu nehmen: Demokratie, Fortschritt, Freiheit, Gerechtigkeit, Politik, Sexualaufklärung, Sozialismus, Verbote, Zukunft, modernes Leben, Ideale, das Verhältnis DDR-BRD.
In den nächsten Jahren folgten weitere Aktionen: die Stiftung eines Debütpreises der Neuen Literatur, der im Februar-Heft 1971[24] angekündigt wurde, sowie die Schaffung von Publikationsraum für Debütanten in Anthologien und Zeitschriften.[25]
Der Preis wurde – und das war ein Novum – von den Mitarbeitern des aktuellen Heftes der Neuen Literatur (Februarheft 1971) dotiert, die auf ihre Honorare verzichtet hatten, und er wurde wiederum in einen zweideutigen Zusammenhang eingebettet.
Zum einen stand er »im Zeichen der Feier des 50jährigen Bestehens der Rumänischen Kommunistischen Partei«, zum anderen erfolgte das Preisausschreiben in unmittelbarer Folge des Berichts über die Reise der Neuen Literatur-Redakteure ins Banat. Damit ist er an die im Banat vorexerzierte Diskussions- und Debattenkultur angeknüpft und liegt nicht im Fahrwasser sozialistischer Mobilisierungsparolen. Im Ankündigungstext hieß es, man erwarte »einen positiven Beitrag zur Aktivierung eines verantwortungsbewussten, eigenen Denkens«.[26]
Diese Versuche um 1970, eine Folgegeneration von Autoren zur Schließung bestehender Lücken ausfindig zu machen, weisen auf verschiedene Erscheinungen und Strategien hin. Die literarische Kommunikation wird intensiviert und differenziert. In Zeitungen und Zeitschriften wird Publikationsraum für verschiedene Generationen und Stilrichtungen geschaffen, man denke an die 1969 ins Leben gerufenen Beilagen der Neuen Banater Zeitung. Außerdem verlagert sich das Gewicht vom Zentrum zunehmend auch auf Regionen: In Temeswar und Klausenburg gewinnt das literarische Leben an Dynamik.
Diese scheinbar disparaten Ereignisse weisen zudem auf die Initiative hin, Teilräume der staatlichen literarischen Szene zu privatisieren und darin neue Ordnungen im Rahmen des sozialistischen Kulturbetriebs zu etablieren. Darin zielte man auf die Entfaltung einer Debattenkultur am Rande von Themen ab, die nach 1945 undenkbar waren und die eine präzise koordinierte Lenkung im Rahmen der von den Redaktionen der Neuen Literatur und der Neuen Banater Zeitung geplanten Veranstaltungen sichtbar machen. Der Blick auf die in Zeitungs- und Zeitschriftenredaktionen in Bukarest und Temeswar koordinierten Aktionen rückt Individuen in den Mittelpunkt der Betrachtung. Noch vor dem Auftritt einer jungen Schriftstellergeneration auf der literarischen Bühne war das Engagement Einzelner, wie Nikolaus Berwanger, Gerhardt Csejka, Helga Reiter, Anemone Latzina, Paul Schuster und der jungen Literaten in Klausenburg von entscheidender Bedeutung.
Auffallend ist auch die sprachliche Gestaltung der Argumentation, die sich durch Zweideutigkeit sowie Widersprüche kennzeichnet. Damit sei auf die von Andreas Wimmer beobachtete Pflege der Mehrdeutigkeit als Form des Aushandelns von Bedeutungen hingewiesen.[27] Die fehlende Deutlichkeit weise demnach sowohl auf einen Sprechkontext mit starkem Machtgefälle als auch auf Strategien hin, die Fortführung der Kommunikation trotz weiterhin bestehender gegensätzlicher Interessen zu ermöglichen. Außerdem wird an der oft widersprüchlichen Argumentation der von Wimmer festgestellte Übersetzungswiderstand gegenüber Befehlen aus dem Machtzentrum sowie die Täuschung der Zustimmung deutlich: Wie am Beispiel von Paul Schusters Argumentation sowie am Ankündigungstext des Debütpreises der Neuen Literatur gezeigt, wird die in einem Satz zitierte offizielle Meinung im nächsten relativiert oder gar negiert.
Das Gespräch sollte neben den sich in Leitartikeln artikulierenden Monologen als Kommunikationsform etabliert werden. Nicht zufällig wurde bei der Erstmaligen Diskussion junger Autoren / Standpunkt und Standorte in der Titelwahl auf den zentralen Begriff des Gesprächs zurückgegriffen: Die Neue Banater Zeitung vom 2. April 1972 veröffentlichte unter dem Titel Am Anfang war das Gespräch einen dynamischen Schlagabtausch, aus dem das Selbstbewusstsein einer jungen Autorengeneration herauszuhören ist, die sich sowohl von der Textflut der sozialistischen Literatur als auch von den regionalen literarischen Traditionen abgrenzte. In kurzen Wortmeldungen wurde die Beschaffenheit einer emanzipierten Minderheitenliteratur ausgehandelt, der es noch an einem Programm mangelte. Man sprach über die Berufung auf Vorbilder aus der deutschen Literatur, die Wichtigkeit der experimentellen Literatur zur Grundlegung eines neuen »Realitätsverständnisses«, den Streit über die Vorherrschaft des Dogmas bei der Definierung von Literatur und ihrem Verhältnis zur Wirklichkeit, die Verharmlosung gesellschaftlicher Missstände durch die Propagandatexte, die Abgrenzung gegenüber der Elterngeneration und ihre Auswirkungen auf Wertungsprozesse, das Verständnis von Literatur als »Auf-der-Grenze-Gehen« zwischen konstruktiver Kritik und Anerkennung des Positiven, das Engagement als Voraussetzung für Literatur, den Informationsmangel verbunden mit der Gefahr des Überholt-Seins und der Hybridität.[28]
Aushandlungsprozesse sind auch im Vorfeld der Namensfindung der »Aktionsgruppe Banat« zu verorten, die zwei Geburtsstunden erlebt hatte. In einem ersten Schritt fiel die Bezeichnung »Aktionsgruppe« als Titel einer Stellungnahme von Horst Weber zur Veröffentlichung des Artikels Am Anfang war das Gespräch, in der er das Treffen zu einer »Diskussionsgruppe« begrüßte: »Und vielleicht wird aus der Diskussionsgruppe eine Aktionsgruppe junger Autoren. Fragen und Antworten, in Frage stellen, Denkprozesse auslösen, Antworten provozieren. Neinsager sind mir lieber als Jasager.«[29] Im Rahmen dieser nun ausgelösten Aushandlungsprozesse über die Leistung von Literatur in der Gesellschaft gingen die Banater Disputanten einen Schritt weiter in ihrem Differenzierungsbestreben und fügten zur »Aktionsgruppe« auch »Banat« hinzu. Die provokative Namensgebung wurde in der Neuen Literatur in den Heften vom November 1972 und Juli 1973 ausgeblendet, erst mit Aktionsgruppe Banat – Wire Wegbereiter aus dem April-Heft 1974 fand sie den Weg in die Öffentlichkeit.
Diese in einem Zusammenhang betrachteten Aktionen weisen auf das angestrebte Ziel hin, eine Dynamisierung des thematischen und stilistischen Arsenals der deutschen Literatur in Rumänien durch Überschreitung der Grenze zu tabuisierten Themenkreisen und Darstellungsmodalitäten herbeizuführen, und zeigt gleichermaßen die Absicht, an bis dahin selbstverständlichen Identitäten von Regionalautoren und ihrer konservativen Grundhaltung zu rütteln. Sie wird nicht nur im Banat eine allgemeine Verunsicherung gegenüber der weiteren Gültigkeit von der Literatur auferlegten Präskriptionen auslösen.
AUSHANDLUNGSPROZESSE IN RUMÄNIENDEUTSCHEN MEDIEN IN DEN 1980ER-JAHREN
Die Neue Literatur nahm als Zeitschrift des rumänischen Schriftstellerverbandes ihre Rolle als Sprachrohr der offiziellen Kulturpolitik wahr und veröffentlichte auf den ersten Seiten den Literaturbetrieb betreffende Stellungnahmen bzw. Beschlüsse von Parteikonferenzen, Plenarsitzungen und von regelmäßig organisierten Begegnungen Ceauşescus mit dem »Parteiaktiv der Schriftsteller«. Nichtsdestotrotz sah die Redaktion der Neuen Literatur nicht von ihrer Zielsetzung ab, die Zeitschrift als Kommunikationsknotenpunkt für moderne Literatur auszugestalten. Auf diese Weise wurde sie ein Austragungsort offizieller und persönlicher Positionen zur Rolle und zu den Aufgaben von Literatur.
In offiziellen Stellungnahmen wurde immer wieder auf die Rahmenbedingungen hingewiesen, in denen der Literaturbetrieb zu funktionieren hatte. In der Neuen Literatur (1980) rügte der Staatspräsident den Mangel an patriotischer, auf den Aufbau des Sozialismus fokussierter Thematik, die Öffnung gegenüber »kosmopolitischen« Einflüssen in der Literatur, den unkritischen Umgang mit dem literarischen Erbe sowie die »Leugnung« und »Anschwärzung einiger großer klassischer Schriftsteller«.[30] Er mahnte zur Einhaltung eines »Klimas hoher Grundsatztreue« im Schriftstellerverband und warnte vor Polemiken, »die zur Entzweiung der Schriftsteller führen«, also indirekt auch vor der Herausbildung von Gruppierungen aufgrund von abweichenden literarischen Programmen:
Man muß berücksichtigen, daß der Schriftstellerverband, die Verlage und die literarischen Zeitschriften nicht das Eigentum von irgend jemand sind und in gleichem Maße entsprechend den Prinzipien und Normen unserer Gesellschaft wie den Landesgesetzen, den allgemeinen Interessen der Entwicklung der Literatur dienen müssen, dem Zusammenschluss der Bemühungen aller Künstler im Hinblick auf den steten Aufschwung, die stete Bereicherung unserer sozialistischen Kultur.[31]
Die reichlich nebelhaften Formulierungen wurden in regelmäßigen Abständen konkretisiert, damit kein Zweifel an dem Zwang bei der Einhaltung der Parteilinie aufkommen konnte. In der Neuen Literatur (1983) wurden Auszüge aus der Rede Ceauşescus »auf dem gemeinsamen Plenum der Werktätigen ungarischer und deutscher Nationalität« veröffentlicht. Auch hier wird nicht mit Anweisungen bezüglich der Rolle von Literatur gespart. Die Zeichen deuten auf Vereinheitlichung und Gleichschaltung hin: Die Literatur »muß die vereinte Arbeit der Erbauer des Sozialismus in Rumänien, unseres Arbeitervolkes zum Ausdruck bringen, das unter der Führung der Rumänischen Kommunistischen Partei vereint ist«.[32] Das Aufgreifen des Schlagwortes »Vielfalt« sollte da nicht täuschen:
Zweifelsohne ist eine große Vielfalt von Stilen und Formen in Kunst und Literatur notwendig – und wir wünschen dies. Diese Vielfalt – die die Besonderheit eines jeden Künstlers widerspiegeln muß – darf auf keine Weise den politischen, ideologischen Inhalt irgendeiner politischen und erzieherischen Tätigkeit beeinträchtigen oder diesbezüglich zu Abweichungen führen.[33]
Zwei Stilmerkmale dieser offiziellen Stellungnahmen sind nicht zu übersehen: zum einen die diffusen Formulierungen sowie der hohe Grad an Verallgemeinerung und zum anderen die widersprüchlichen Aussagen, wie das Beispiel der »Vielfalt ohne Abweichungen« aufzeigt.
In der gleichen Reihe von Widersprüchen ist auch die Veröffentlichung von Stellungnahmen junger rumänischer Schriftsteller in den Folgenummern der Neuen Literatur zu sehen (Hefte 5 und 6, 1983), die literarische Gruppenbildungen aufgrund von Programmen zur Sprache bringen. Sie diskutieren offen über ausländische literarische Vorbilder sowie über die Notwendigkeit einer Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit durch Distanzierung von ideologischer Gängelung und einheimischen Modellen. Diesen intensiven Moment des Austauschs zwischen rumänischen und rumäniendeutschen Lyrikern veranlasste die von Peter Motzan 1982 herausgegebene Anthologie »Vînt potrivit pînă la tare: zece tineri poeţi germani din România« (Mäßiger bis starker Wind: zehn junge deutsche Dichter aus Rumänien).[34] Ausgetragen wurden die Diskussionen über die zeitgenössische und zeitgemäße Lyrik in den Heften 5 und 6 der Neuen Literatur des Jahres 1983, als die Bukarester Zeitschrift Stellungnahmen rumänischer Lyriker zur Dichtung deutscher Autoren in Rumänien unter dem unscheinbaren Titel »NL-Umfrage. Unterschiede und Ähnlichkeiten« gebündelt veröffentlichte. Die im Band vorgelegten Übersetzungen stießen auf unerwartete Resonanz bei jungen rumänischen Dichtern, die Ähnlichkeiten und Unterschiede gegenüber rumäniendeutschen Texten diskutierten und dadurch eine Evaluation der eigenen Kunst vornahmen. In ihrer Stellungnahme hebt Mariana Marin die Präzision und Intransigenz hervor, mit der Ironie und Wortspiele eingesetzt werden, und den im Unterschied zu rumänischen Lyrikern unverhüllten dichterischen Ausdruck, der das unmissverständliche Aufschlüsseln der dichterischen Botschaft ermöglicht.[35] Auch der Dichter Traian T. Coşovei richtet in der zweiten Folge der Umfrage Lob an seine »Generationskollegen«: In ihrer Dichtung werden »abstrakte Metaphorik, Unverbindlichkeit, die Flucht in verschleiernde Nebelfelder« restlos ersetzt »durch den massiven Einbruch von Realität, von Anekdotik, von Bekenntnissen und – manchmal naturalistischen – Beobachtungen«.[36] Der Dichter Ioan Buduca stellt einleitend Gemeinsamkeiten aufgrund des gesellschaftlichen Kontextes fest, betont aber auch Unterschiede, die er auf kulturelle Differenzen zurückführt – und nimmt dabei Bezug auf Peter Motzans Ausführungen zur »doppelten Zugehörigkeit« im Nachwort der Anthologie. Während rumänische Dichter »mit einem Auge nach der Wirklichkeit und mit dem anderen nach der Lyrik der näheren und ferneren Vergangenheit« schielten, legten die deutschen Lyriker eine enge Fokussierung an den Tag, die ihr Profil einerseits durch gesellschaftliche Zielgerichtetheit und andererseits durch die ethische Dimension schärft. Dadurch komme ihnen das Verdienst zu, »als erste die umrissene poetische Geisteshaltung ausgebildet und im Gesellschaftlichen ausgelotet zu haben«.[37] Mit außergewöhnlichem Nachdruck rückt Mircea Cărtărescu die Unterschiede zwischen rumäniendeutschen und rumänischen Lyrikern in den Vordergrund. Seine Aussagen sind programmatisch und geben die aus seiner Sicht ideale Entwicklungsrichtung der Lyrik an. Einen Vorsprung an Modernität sieht er in der Pflege des Experiments in der Lyrik der in der Anthologie vertretenen Rumäniendeutschen, der schmucklosen Rede, die eine direkte Verbindung zum Leser sucht. Es sei zu einer »polemischen Annexion der ›antipoetischen‹ Zonen des Daseins gekommen, des Banalen, Alltäglichen […] wie in einer Filmkamera«.[38] Der schmucküberladenen Sprache rumänischer Lyriker lastet er hingegen an, den Sprechcharakter ihrer Texte zu »überwuchern«. Man lasse sich vom »Instinkt« leiten und sei »theorieindifferent«, »eher sentimental als ironisch, für das Alltagsleben in hohem Maße unempfindlich« und weltfremd. Dank der Anthologie, die er als »Kulturtat« und »Erfolg« bezeichnet, könne »ein Dialog zwischen den beiden Modalitäten des Dichtens stattfinden«.[39] Überhaupt wird von mehreren Seiten ein Modernisierungsschub im dichterischen Ausdruck der jungen rumäniendeutschen Lyriker festgestellt, der zeitlich vor der emanzipierten »80er Generation« rumänischer Dichter liegt, ferner die Klarheit des Ausdrucks und das damit zusammenhängende gesellschaftliche Engagement. Bewundert werden der ungekünstelte, natürliche Ausdruck und die »Unbekümmertheit, mit der sie dichtend ihren Kopf auf dem Servierbrett präsentieren«. Der Dichter Nicolae Prelipceanu spielt dabei auf ein rumänisches Sprichwort an und damit auf eine geistige Haltung, die in der Defensive die höheren Überlebenschancen sieht und von der er sich ironisch distanziert.[40]
Das Beispiel der Neuen Literatur rückt eine mediale Praxis in den Vordergrund, die das Nebeneinander gegensätzlicher Meinungen über Rolle und Beschaffenheit von Literatur pflegt und gleichzeitig den Verzicht auf Kompromissfindung verdeutlicht. Mehr noch, die in der Zeitschrift abgedruckten Ermahnungen des Staatschefs zur linientreuen Ausrichtung von Literatur wirken wie ein Damoklesschwert über den sich auf Emanzipationskurs befindenden Literaten. Ihre Überlegungen zu den Anforderungen an eine qualitätvolle Literatur präsentieren sie zunehmend in weniger exponierten Räumen der Öffentlichkeit.
RÜCKGANG DER KOMMUNIKATION UND RÜCKZUG VON AUSHANDLUNGSPROZESSEN IN RANDLAGE
Im Vergleich zur Anfang der 1970er-Jahre etablierten Diskussionskultur zeigt die rumäniendeutsche Literaturszene nach der Mitte des Jahrzehnts und in den 1980er-Jahren ein abgewandeltes Bild. In Temeswar war es nach der Auflösung der »Aktionsgruppe Banat« im Jahr 1975 stiller geworden. Anton Sterbling und Ernest Wichner waren 1975 in die Bundesrepublik übersiedelt, William Totok konnte nach der Entlassung aus der Haft erst 1977 sein Studium aufnehmen, Rolf Bossert, Werner Kremm und Richard Wagner mussten als Lehrer die Pflichtjahre in Kleinstädten absitzen, andere, wie Gerhard Ortinau, wanderten einige Jahre später aus.
Um eine Entwicklung der Aushandlung der Beschaffenheit und Rolle von Literatur zu zeichnen, sollen im Folgenden und mit einem vergleichenden Blick auf die Diskussionskultur in den Jahren 1969–1972 die Jahre 1980–1985 betrachtet werden, die ebenfalls auf eine Krisensituation folgten und Strategien des Krisenmanagements notwendig machten. Hatte man nach der Auswanderungswelle Ende der 1960er-Jahre nach frischen literarischen Stimmen gesucht, stellte sich im Banat nach der Auflösung der »Aktionsgruppe Banat« die Frage, in welche institutionalisierten Literaturräume die junge Schriftstellergeneration eingebunden werden konnte.
Zu diesem Zeitpunkt war es Nikolaus Berwanger zu verdanken, dass er sich um die Aufnahme von jungen Schriftstellern in den »Adam-Müller-Guttenbrunn«-Kreis bemühte, der aus dem »Nikolaus-Lenau«-Literaturkreis hervorgegangen war. Durch Aufnahme junger Autoren, deren Auffassung von Literatur er nicht teilte, setzte er bewusst auf die Kultivierung von Dissens und Offenheit im Rahmen des »Adam-Müller-Guttenbrunn«-Kreises. Die Tätigkeit des Literaturkreises wurde jedoch nur sehr zurückhaltend in die Berichterstattung der Neuen Banater Zeitung aufgenommen. Gesprächsrunden, in denen ausgiebig für neue Ausdruckformen und die Notwendigkeit der Ausrichtung nach westlichen literarischen Modellen plädiert wird, wurden nicht mehr abgedruckt, stattdessen fanden die Belange der Literaten nur in einem Halbsatz Erwähnung. Die im sozialistischen Literaturbetrieb tolerierten Praktiken wie die Vergabe von aus privaten Mitteln finanzierten Preisen, die auf eine gewisse Eigenständigkeit des Literarischen im Rahmen des öffentlichen Lebens hindeuteten, waren weiterhin sichtbar, zum Beispiel bei der Ankündigung des Förderpreises »Adam Müller-Guttenbrunn« in der Neuen Banater Zeitung sowie im Jahrbuch des gleichnamigen Literaturkreises. Doch fällt die knappe Formulierung der in derselben Zeitung veröffentlichten Mitteilungen zur Ankündigung des Förderpreises auf. Es wird nicht ausschweifend informiert, dass der Preis durch Verzicht der Redakteure und Mitarbeiter der Neuen Literatur auf Honorare finanziert wurde, sondern es heißt lakonisch: »Die stimmberechtigten Mitglieder« des Literaturkreises »Adam Müller-Guttenbrunn« seien zur Stimmabgabe eingeladen. »Stimmberechtigt ist bekanntlich jedes Mitglied, das zur Stiftung des Preises beigetragen hat.«[41]
Gehadert wird in verdeckter Form mit dem zunehmend erschwerten Publikationsprozess. Am 24. Mai 1980 berichtete die Neue Banater Zeitung über die Vergabe des Förderpreises und den Rechenschaftsbericht, den Nikolaus Berwanger vorlas. Darin wurde unter anderem »mit Bedauern« festgestellt,
dass die gegenwärtige Verlagstätigkeit die Arbeit der Banater Autoren nicht zufriedenstellend widerspiegelt. In der Saison 1979/1980 ist von Mitgliedern des Literaturkreises bisher leider nur ein einziges Buch erschienen, obwohl in den Verlagsplänen 1980 mehr als ein halbes Dutzend vorgesehen war.[42]
Die Berichterstattung nimmt in der Neuen Banater Zeitung im Laufe der 1980er- Jahre die Form von Kurzmeldungen an. Es erscheinen Jahresübersichten über das kulturelle Geschehen, wie beispielsweise in der Nummer vom 3. Januar 1981[43] unter dem Titel Banater Kulturspiegel ‘80 oder knappe Mitteilungen über aktuelles Geschehen aus dem »Adam Müller-Guttenbrunn«- Literaturkreis auf der ersten Seite im Jahr 1982.
Die eingerahmten Kurzmeldungen auf der Titelseite der Neuen Banater Zeitung werden zur Tradition, es erscheinen im Laufe des Jahres 1982 sechzehn Hinweise auf Lesungen des Literaturkreises »Adam Müller-Guttenbrunn«, dazu noch zwei ausführlichere Kommentare zu Lesungen[44] ein Bericht über die Tätigkeit des Literaturkreises »Adam Müller-Guttenbrunn«,[45] in dem Preisträger, Publikationen und Vorträge aufgezählt werden, sowie ein Rückblick auf die Preisverleihung.[46] Ein Beispiel für die Verknappung der Information stellt die Ankündigung einer Lesung Richard Wagners auf der ersten Seite der Neuen Banater Zeitung vom 10. Februar 1982 dar, wo es augenzwinkernd heißt, dass anschließend an die Lesung »Tonaufnahmen mit Songs von bekannten Liedermachern der BRD zu hören sein« werden. Aus Versehen wird am gleichen Tag in der Bukarester Zeitung Neuer Weg in der dort abgedruckten Ankündigung der Name Wolf Biermann genannt, ein Reizwort, das Reaktionen zweier Geheimdienste gegen Horst Samson und William Totok auslöste.[47] An diesem Beispiel wird deutlich, wie unterschiedlich Medien und Geheimdienste, in diesem Fall Securitate und Stasi, mit den wenigen Versuchen einer Öffnung gegenüber dem literarischen Geschehen aus dem Westen Europas umgingen.
Trotz der systematischen Verkürzung der Berichterstattung wird auf die Informierung der Leserschaft über die Lesungen im Rahmen des Literaturkreises »Adam Müller-Guttenbrunn« nicht verzichtet. Die knappen Meldungen über seine Sitzungen setzen sich bis ins Jahr 1984 regelmäßig fort. Bis Anfang Juni erscheinen zehn Meldungen von Lesungen, unter anderem von William Totok.[48] Joachim Wittstock,[49] Hellmut Seiler,[50] Balthasar Waitz,[51] Helmut Britz[52]. Nach dem ersten Juli, als auf einer Doppelseite über die Verleihung des »Adam Müller-Guttenbrunn«-Literaturpreises berichtet wurde,[53] fand die Tätigkeit des Temeswarer Literaturkreises keine Erwähnung mehr in der Neuen Banater Zeitung. Im Sommer 1984 wurden Ermittlungen gegen den Chefredakteur Berwanger eingeleitet, Ende August reiste er in die Bundesrepublik und kehrte nicht mehr zurück.[54] Nach dem Sommer 1984 sollte mediale Stille herrschen.
AUSTRAGUNGSORTE IN VOR- UND NACHWORTE SOWIE IN BUCHBESPRECHUNGEN
Vor- und Nachworte, Umschlagbilder und auch Texte, die den Anfang eines Bandes markieren oder als Schlusswort-Ersatz stehen, wurden ebenfalls als Gelegenheit zur Auseinandersetzung über literarische Entwicklungen und Möglichkeiten des poetischen Ausdrucks wahrgenommen. In den in der DDR erschienenen Bänden Der Herbst stöbert in den Blättern. Deutschsprachige Lyrik aus Rumänien[55] und Sehnsucht nach Feigenschnaps[56] wurden Phasen der ideologischen Entkrampfung sowie westliche literarische Modelle als Voraussetzung für literarische Emanzipation genannt. Im Nachwort des Gedichtbandes von Franz Hodjak spielt der Schriftsteller und Lektor für den Aufbau Verlag Wulf Kirsten am Rande des Themas »Öffnung nach Westen« auch auf die vergeblichen Bemühungen Hodjaks an, Ausreisegenehmigungen für Lesungen zu erhalten.[57] Sogar in einem der letzten Bände, die der Kriterion Verlag vor 1989 herausbrachte, deutete der Literaturkritiker Emmerich Reichrath das Heranwachsen einer jungen Schriftstellergeneration im Zeichen der Postmoderne als Schritthalten mit neuesten Entwicklungen.[58]
Seltener kommen in Vorworten, Nachworten sowie in einleitenden Texten von Gedichtbänden der Hader mit der Sprache und der Missbrauch durch Sprache zum Ausdruck. Dies geschieht im Nachwort des 1983 in Temeswar erschienenen Bandes Gegenlicht von Richard Wagner, wo der Dichter sein Verhältnis zur Sprache unter dem Titel Was ist Poesie? reflektiert.[59] Immer wieder stellt er in dem drei Seiten langen Text die Frage »Was ist Poesie?« in den Raum, und leitmotivisch wiederholen sich daraufhin die Handlungen »ich schlage die Zeitung auf«[60] und »wenn ich […] mein Radio aufdrehe«[61], die auf eine Auseinandersetzung mit der durch Sprache vermittelten Wirklichkeit hinweisen:
Am Morgen das Radio aufdrehen, heißt sich inmitten der vergewaltigten Wörter begeben. Während ich mir die Zähne putze, schlagen mir die ersten Erfolgsmeldungen entgegen. Die verordnete Zuversicht kommt auf mich zu.[62]
Der Sinn von Poesie wird in der Differenzbekundung und Umformung allgegenwärtiger sprachlicher Äußerungen erkannt, denn unter dem Umstand, dass »die Misere unserer Wörter […] unsere eigene Misere« (51) ist, kommt der Eindeutigkeit der eigenen Positionierung eine zentrale Bedeutung zu: »Der Umgang mit den Wörtern macht mich mir sichtbarer. Ich stehe zwischen ihnen herum, übe das Sprechen. Und sie werden wirklicher.«[63]
Die Indienstnahme und den Missbrauch durch die Sprache thematisiert Wagner häufig an prominenter Stelle, wie beispielsweise im einleitenden Text des Prosa bandes Der Anfang einer Geschichte,[64] in dem der Dichter als Gegenspieler der offiziellen Mediensprache dargestellt wird:
Und als er die ersten Tasten anschlug, hörte er plötzlich wieder das Radio. Er hörte wieder jene selbstsicheren Sätze, und er tippte immer rascher, und während er tippte, dachte er: Ich schreibe, ich schreibe dagegen. Gegen diese dauernden Vereinfachungen, gegen diese ekelhafte Ignoranz.[65]
Das Vorwort des Gedichtbandes neuntöter von Rolf Bossert[66] präsentiert durch Montage von zwei verschiedenen Texten eine als Parabel verkleidete Gegenüberstellung zweier prominenter Typen des literarischen Lebens, des Dichters und des Spitzels. Im ersten Teil des Textes zitiert Bossert einen historischen Text, »Brehm’s Tierleben, 1876–1879«. Hier wird der Neuntöter als abscheulicher unersättlicher »Feind der kleinen Singvögel«[67] dargestellt, der in Verstecken auf seine Opfer lauert, um sie dann gnadenlos aufzuspießen: »Dichte Hecken scheinen ihm unumgänglich nothwendige Erfordernis zum Wolfbefinden zu sein.« Er, der imstande ist, »anderer Vögel Stimmen nachzuahmen«, »zählt zu den gemeinsten Vögeln vieler Gegenden unseres Vaterlandes«.[68] Im zweiten Teil des Textes rückt die Autoreninstanz aus der Erzählgegenwart kommentierend und bewertend in den Vordergrund, um auf die Umwertung des Neuntöters hinzuweisen. Wurde er früher als der »gemeinste« Vogel angesehen, so haben sich »die Verhältnisse […] für den Neuntöter seit Brehm gründlich geändert«, wird er nun »als bedrohter Brutvogel eingestuft«.[69] In einer Reihe von Widersprüchen wird zuerst seine Gefährlichkeit augenzwinkernd heruntergespielt, Brehm habe nämlich die Tiere »allzu leicht in gute und böse« eingestuft, um dann detailliert die schaurige Geschichte seiner Namengebung gegenwärtig zu machen. Schließlich lenkt der Sprecher wieder ein: Dass er erst neun Opfer töten müsse, bevor er anfangen könne zu fressen, sei »natürlich ein Märchen«.[70]
Möglichkeiten der formalthematischen Lockerung wurden auch mit Blick auf literarische Entwicklungen in der DDR ausgelotet, daher galt besondere Aufmerksamkeit der Lyrik, die sich vom Kanon des sozialistischen Realismus abwandte und sich für die Neuentdeckung des Ichs und der Introspektion stark machte. Schon 1966 veröffentlichte die Neue Literatur[71] eine Auswahl von Gedichten von Günter Kunert, Reiner Kunze, Rainer Kirsch und Sarah Kirsch unter dem Titel Gedichte aus der DDR. Eine versteckte Form der Wertschätzung für diese Lyriker stellte ihre Rezeption insbesondere durch die Zeitschrift Neue Literatur auch nach ihrer Marginalisierung und späteren Ausbürgerung dar, wie die Fälle von Reiner Kunze oder Wolf Biermann zeigen.
Im Septemberheft 1968 und im Juliheft 1969 erschienen in der Neuen Literatur Rezensionen von Kunzes tschechischen Nachdichtungen unter dem Titel Die Tür,[72] signiert E. R. [Emmerich Reichrath], sowie eine Besprechung des in der Bundesrepublik publizierten Bandes Sensible Wege. Darin fragt der Rezensent D. S. [Dieter Schlesak], wovon Kunzes Gedichte Zeugnis ablegen, und spielt auf die eigene Situation in Rumänien an: »Von der Kunst die Wahrheit zu sagen? Wer wird sie deuten? Wer hat den Schlüssel? Vielleicht jeder, der vom halben Mund Schweigen etwas weiß.«[73] Über Reiner Kunze wurde auch in den folgenden Jahren regelmäßig berichtet. Im Mai 1974 erschien in der Neuen Literatur Franz Hodjaks Rezension Sage einer dem Herzen dass es weniger Lärm machen soll, Bernd Kolf veröffentlichte nach seinem Besuch bei Reiner Kunze in Greiz, wo dieser zurückgezogen lebte, den Bericht Erinnerung an Greiz in der Karpatenrundschau vom 28. Februar 1975 und ein Gespräch mit Reiner Kunze in der Neuen Literatur (April 1975), gefolgt von einer Auswahl von Gedichten, Sechs neue Variationen über das Thema »Die Post«.
Zu diesem Zeitpunkt war Reiner Kunze aus der SED ausgetreten und infolge der Veröffentlichung des Gedichtbandes Sensible Wege in der Bundesrepublik Deutschland auf dem DDR-Schriftstellerkongress von 1969 scharf kritisiert worden.[74] In den Folgejahren wurde er mit Ausreise- und Publikationsverbot belegt, durfte weder nach München reisen, wo er als ordentliches Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste gewählt wurde, noch nach London und Cambridge, wohin er eingeladen worden war,[75] und wurde aus dem Schriftstellerverband der DDR ausgeschlossen.
In Rumänien zollte der 1981 erschienene Kurzprosaband Ein Alibi für Papa Kunze von Balthasar Waitz dem inzwischen ausgebürgerten Schriftsteller diskret Anerkennung und aktivierte das Wissen um poetischen Widerstand und staatliche Repression. Der Name Kunze fungierte als erfahrungserweiterndes Element im »Diskurs der Befreiung« von der Determinierung durch kulturpolitische Vorgaben. Das Versteckspiel und der offensichtliche Genuss an der Aussage auf Umwegen kamen auch in Besprechungen dieses Bandes zum Vorschein. William Totok beurteilte die Texte Waitz’ als »nicht realitätsfern«: »In allen Texten schimmert die Unruhe, die Verstörtheit, die Unsicherheit durch, in der wir uns alle befinden, und die wir auf diverse Arten überbrücken müssen.« Die Namen seiner Gestalten seien »alltäglich« oder »fremdländisch«, Papa Kunze hingegen sei »eine der wenigen Gestalten, wo Namen und Person zusammenstimmen.«[76] Peter Motzan sprach vom »verlassenen, handlungsgehemmten Papa Kunze« und war der Meinung, dass die »hervorragende Geschichte« »in der Beschreibung von Kunzes desolatem Zustand auch dessen Kritik« mitliefere.[77] Helmuth Frauendorfer wies auf ausgesparte Aussagen hin, die trotz des hohen Reflexionsgrades der Prosa von Balthasar Waitz auffielen: »Aber selbst diese Gedanken und Worte hinterlassen den Eindruck, dass sie nicht zu Ende gedacht bzw. nicht zu Ende gesprochen worden sind.«[78]
Das Aufgreifen einer hochsensiblen Thematik durch Ins-Gespräch-Bringen des ausgebürgerten Schriftstellers Reiner Kunze macht den Übersetzungswiderstand gegenüber der offiziellen Auffassung von Dichtung sowie den Vorstellungen vom Verhalten der Dichtenden sichtbar. Die Anspielungen in Literatur und Literaturkritik weisen auf versteckte Gegenkulturen hin, die Zustimmung nur vortäuschen. Es war wohl die Illusionslosigkeit bezüglich der Möglichkeit der Kompromissfindung mit dem rumänischen Staat im Laufe der 1980er-Jahre, die den Rückzug in weniger exponierte Kommunikationsräume bewirkte.
ZUNEHMENDER KOMMUNIKATIONSSTILSTAND UND KONFLIKTESKALATION
In den 1980er-Jahren fanden Aushandlungen von Literatur statt, auch wenn sie nur punktuell sichtbar wurden, wie beispielsweise in der Diskussion am Rande der Anthologie Mäßiger bis starker Wind, im Nebeneinander widersprüchlicher Äußerungen in der Zeitschrift Neue Literatur, in Rezensionen, oder in Überlegungen zur Rolle von Literatur und der Situation von Literaten aus Vor- oder Nachworten. Die Rücknahme der Gesprächsbereitschaft äußerte sich in den 1980er-Jahren in der abnehmenden Ausführlichkeit der Berichterstattung, wie auch das Beispiel der Neuen Banater Zeitung illustriert. Die geschrumpfte Kommunikation wurde auch Gegenstand einer inhaltlichen Debatte in Publikationen der 1980er-Jahre. Die Thematisierung der verordneten Abkapselung, von Desillusionierung und Trostlosigkeit in einleitenden Texten und auch auf dem Umschlag von Gedichtbänden ist aus dem Bewusstsein der Unmöglichkeit einer Gesprächsaufnahme und Kompromissfindung entstanden und als verdichtete Formulierung von Protest zu verstehen. Im einleitenden Text des Bandes Freundliche Fremdheit von William Totok, Standpunkterklärung, lamentiert der Sprecher in einem fingierten Dialog:
Ich sah wie das Altern die Wände schwärzte / wie sich unser Schweigen ausbreitete / und ich fragte dich ganz leise / um unsere Empfindungen nicht zu stören / warum alles auf einmal so trostlos aussieht / die Verhältnisse sickern in die Poesie / als erkaltete Illusion / die Enttäuschung hatte schon zuvor ihr Geschrei angestimmt / auch die Gespräche waren in sich zusammengesunken / waren abgebrannt wie die Kerzen an den Weihnachtsbäumen der Kleinbürger.[79]
Die Auseinandersetzung setzt sich auf Umschlagbildern fort. Auf dem Cover des Bandes die vergesellschaftung der gefühle (1980) veranschaulicht das Bild der Fische den Eindruck der sich ausbreitenden gesellschaftlichen Verstummung, und Franz Hodjaks Band Friedliche Runde (1987) kippt die Bedeutung des »Friedlichen« durch das Bild schlafender Säufer in ausgeschaltete Selbstreflexion und existenzielles Scheitern (siehe Anhang). Wortspiele treten auf, in denen »Frieden« mit »Stillstand«, »Leere« und »Bedrohung« vertauscht werden. Rolf Bosserts Neuntöter »nisten« »im zerrissenen Maul / des Poeten«, »im friedliebendsten Hohlraum im Wort«.[80]
Hatte die Zensur eine Aushandlungsstelle dargestellt, so radikalisierte sie sich im Verlauf der 1980er-Jahre immer weiter, bis keine Kompromissbildung mehr möglich war. Erfahrungsberichte über die Funktionsweise der Zensur machen die Intensität der Verhandlungen mit den Zensoren in Redaktionen von Verlagen und Zeitschriften sichtbar. Gleichzeitig zeigen sie die Unmöglichkeit der Kompromissfindung nach der Umgestaltung der Zensur 1977, als alle Instanzen auf dem Weg von der Entstehung des literarischen Textes bis zu seiner Veröffentlichung für die Inhalte zur Rechenschaft gezogen und damit unter Druck gesetzt wurden. In einem kurz vor seinem Tod veröffentlichten Interview hob der einige Jahre als Lektor bei den Verlagen Meridiane und Kriterion tätige Rolf Bossert die Angst vor nicht linientreuen Texten hervor, die nach 1977 die Runde machte und die Dichtung in immer hermetischere Formen der Verschlüsselung trieb:
Da ist zunächst die Selbstzensur des Autors […] Dann kommt der Lektor, der normalerweise sagt: Was du da machst, ist ja in Ordnung, aber wäre es nicht besser, wenn diese Stelle hier nicht so scharf wäre? Vielleicht kann das jemand falsch verstehen und sagen, du seiest staatsfeindlich oder antisozialistisch. Danach geht der Lektor zum Cheflektor, und der Cheflektor sagt: Gut, Genosse, das ist ja ein sehr schöner Text, aber glauben Sie nicht, dass er ein bisschen zu durchsichtig ist? Das geht doch nicht – nicht meinetwegen, ich bin ja ein toleranter Mensch, aber was werden die von oben sagen? Da es keine Zensurbehörde gibt, muss der Text dann einer Stelle im Kulturministerium vorgelegt werden, einer sogenannten Beraterstelle, die legalerweise nicht das Recht hat, zu zensieren. Sie lesen das Manuskript vor der Veröffentlichung und schreiben dann einen Brief an den Verlag, in dem sie sagen: Wir meinen, dass es nicht gut wäre, folgenden Text oder folgenden Passus zu veröffentlichen. Und da jeder katholischer sein will als der Papst, sich also keiner aus Angst eine Blöße geben will, ist die Zensur in Rumänien geradezu unheimlich stark geworden.[81]
Auf die Zensur reagierte man durch Anspielungen und Chiffrierung, und selten drückte die Autoreninstanz in Stellungnahmen in literarische Texte begleitenden Vor- und Nachworten ihren Spaß am Versteckspiel aus. Im Nachwort des Gedichtbandes Gegenlicht schrieb Richard Wagner nicht nur im Bewusstsein der Existenz von Zensur, sondern auch über sie, indem er sie aus der Perspektive des Lesers und Berufskollegen ins Gespräch brachte:
Ich weiß nicht, wie es Ihnen ergeht, aber bei mir ist es immer wieder so, dass ich, lese ich ein Gedicht, ständig den augenzwinkernden Autor vor mir habe. Das ist einer, der den Mechanismen ein Schnippchen geschlagen hat, der was untergeschoben hat. Wievielerlei Sinn, ein Schauder geht einem über den Rücken.[82]
Mit Fortschreiten der 1980er-Jahre beobachtet man im deutschen literarischen Leben in Rumänien die völlige Eskalation des Konfliktes. Sie äußerte sich in der Verweigerung jeder Kompromissbildung vonseiten des Staates, der Publikations-, Berufs- und Reiseverbote verhängte. Statt der Tolerierung qualitätvoller Literatur und liberaler Verhaltenspraktiken wie der privat dotierten Literaturpreise innerhalb der staatlichen literarischen Infrastruktur gewinnen die Überwachungsbehörden die Oberhand. Johann Lippet schaffte es 1980, sein Epos Biographie. Ein Muster trotz der Ermahnung der Securitate im Bukarester Kriterion Verlag zu veröffentlichen, da die Kommunikation offensichtlich noch nicht völlig von den Kontrollinstanzen monopolisiert war.[83] Gegen Mitte der 1980er-Jahre intensivierte sich jedoch die Verfolgung durch den Geheimdienst, was erst 2009 in den zahlreichen Untersuchungen zur Bespitzelung durch die Securitate ans Licht kam. Die Schriftsteller reagierten auf die Verschärfung des Umgangs durch Stellungnahmen vor hohen Parteigremien,[84] kritische Veröffentlichungen im Ausland[85] und schließlich durch Auswanderung. Der rumänische Staat machte eine andere Interessenlage nach außen sichtbar, setzte auf völlige gesellschaftliche Umgestaltung und auf Eskalation. Ohne die Möglichkeiten, die Aushandlungsmomente boten, war der kulturelle Kahlschlag nicht mehr abzuwenden. Die Machtbalance änderte sich nach der Auswanderung vieler Autoren in den deutschsprachigen Westen und kippte nach 1989.
OLIVIA SPIRIDON studierte deutsche und rumänische Sprache und Literatur in Hermannstadt (rum. Sibiu, ung. Nagyszeben) sowie deutsche Literaturwissenschaft, Sprachwissenschaft und Psychologie an der Universität Passau. 2002 promovierte sie über rumäniendeutsche Erzählliteratur der Nachkriegszeit. Für das Buch Deutsche Erzähler aus Rumänien nach 1945. Eine Prosa-Anthologie und Scriitori germani din România de după 1945. O antologie de proză, das sowohl auf Deutsch als auch auf Rumänisch erschien, war sie als Herausgeberin tätig. Die thematischen Schwerpunkte ihrer Forschung liegen vor allem in der deutschen Literatur aus dem südöstlichen Europa, der rumäniendeutschen Literatur, der Migrationsliteratur wie auch auf der Donau in Literatur und Film.
Zuerst erschienen in: Spiegelungen. Zeitschrift für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas, Heft 2 (2015), Jg. 10 (64), Verlag Friedrich Pustet, Regensburg, S. 11–30.
[1] Andreas Wimmer: Kultur als Prozess. Zur Dynamik des Aushandelns von Bedeutungen. Wiesbaden 2005.
[2] Ebenda, S. 20, 39, 107–154.
[3] Ebenda, S. 46.
[4] James C. Scott: Domination and the Arts of Resistance. Yale 1990.
[5] Wimmer: Kultur als Prozess, S. 44f.
[6] Ebenda, S. 38. Wimmer zitiert Brown und Levinson ohne Titelangabe. Symbolisierungen werden gebraucht, wenn zwischen den Interaktionspartnern eine große soziale Distanz besteht und das Machtgefälle ausgeprägt ist. Symbolisierungen ergeben auch dann einen Sinn, wenn Uneindeutigkeit die einzige Möglichkeit darstellt, die unter Umständen gegensätzliche Interessen von Gruppen, die durch eine gemeinsame Öffentlichkeit aufeinander bezogen sind, in den Hintergrund treten zu lassen und eine Sprache zu finden, die ein semantisches Feld mit verschiedenen Deutungsmöglichkeiten eröffnet.
[7] Zu diesem Begriff siehe Olivia Spiridon: Untersuchungen zur rumäniendeutschen Literatur der Nachkriegszeit. Oldenburg 2002, S. 36–40.
[8] Peter Motzan: Risikofaktor Schriftsteller. Ein Beispiel von Repression und Rechtswillkür. In: Peter Motzan, Stefan Sienerth (Hgg.): Worte als Gefahr und Gefährdung. Fünf deutsche Schriftsteller vor Gericht. München 1993, S. 51–81, hier: S. 56.
[9] Ebenda, S. 55–56.
[10] Motzan zitiert eine im Neuen Weg vom 21.6.1956 abgedruckte gekürzte Fassung der Stellungnahme von Mihai Beniuc, einem prominenten Vertreter der Hofliteratur. Motzan: Risikofaktor Schriftsteller, S. 55.
[11] Ebenda, S. 54–63.
[12] Peter Motzan zitiert Hans Bergel, der sich an diesem Treffen beteiligte. Motzan: Risikofaktor Schriftsteller, S. 60.
[13] Peter Weisbrod: Literarischer Wandel in der DDR. Untersuchungen zur Entwicklung der Erzählliteratur in den siebziger Jahren. Heidelberg 1980, S. 34f.
[14] Der erste Band von Paul Schusters Romantrilogie Fünf Liter Zuika erschien zuerst 1962, nachdem er zwei Jahre bei der Zensurbehörde gelegen hatte. Der Schriftsteller wurde angehalten, eine »positive Gestalt« in die Handlung einzubauen, sodass die Figur Albu nachträglich entstand. Außerdem missbilligten die Zensoren die Besetzung der Rolle des Antifaschisten mit einem Kleriker. Siehe Spiridon: Untersuchungen, S. 88f.
[15] Peter Motzan: Die rumäniendeutsche Literatur nach 1944. In: Neue Literatur (i. F. NL) 27 (1976) H. 3, S. 59f.
[16] Siehe Volker Wehdeking, Günter Blamberger: Erzählliteratur der frühen Nachkriegszeit (1945–1952). München 1990, S. 64f.
[17] Stefan Sienerth: Rumäniendeutsche Literaturgeschichtsschreibung. Erkenntnisse der letzten zwanzig Jahre. In: NL 37, (1986) H. 8, S. 19.
[18] Franz Liebhardt: Die Sieben von Hatzfeld. In: Glückauf! Gedichte. Bukarest 1959; Josefine Koch: Heide. Den sieben antifaschistischen Kämpfern von Hatzfeld gewidmet. In: Deutsche Erzähler aus der Rumänischen Volksrepublik. Bukarest 1956; Thomas Breier: Die sieben antifaschistischen Kämpfer von Hatzfeld. In: NL 36 (1985) H. 4.
[19] Gerhardt Csejka: Vor allem ein nützliches Buch. Arnold Hausers Kurzroman Der fragwürdige Bericht Jakob Bühlmanns. In: NL 20 (1969) H. 4, S. 102–104; Bernd Kolf: Arnold Hauser. Der fragwürdige Bericht Jakob Bühlmanns. In: Echinox, 4.8.1969; Karl Bohn: Zu Arnold Hausers Kurzroman Der fragwürdige Bericht Jakob Bühlmanns. In: NL 22 (1971) H. 2, S. 121.
[20] Paul Schuster: Nichtprovinzielles aus der Provinz. Zu den Beilagen der Neuen Banater Zeitung für Schüler und Studenten. In: NL 21 (1970) H. 9, 10 und 11.
[21] Im November 1969 erscheint die erste Beilage der Schülerseite in der Neuen Banater Zeitung, worin einzelne Schülerstimmen aus Banater Gymnasien zu Wort kommen, unter anderem Richard Wagner, Gerhard Ortinau und Johann Lippet, in der Nummer vom 5.12.1969 auch Herta Müller mit einem kurzen Text.
[22] NL 21 (1970) H. 9, S. 108.
[23] NL 22 (1971) H. 2, S. 4–13.
[24] NL 22 (1971) H. 2, S. 14f.
[25] In Temeswar erscheint Wortmeldungen. Eine Anthologie junger Lyrik aus dem Banat. Hg. Eduard Schneider (Facla Verlag); die Neue Literatur in Bukarest gibt im November 1972 und im Juli 1973 Sonderhefte mit Lyrik und Kurzprosa junger Banater Schriftsteller heraus. Im Heft vom April 1974, S. 4–35, erscheinen unter dem sich auf die Wiener Gruppe beziehenden Titel Aktionsgruppe Banat – Wire Wegbereiter weitere Texte junger Banater Autoren.
[26] NL 22 (1971) H. 2, S. 14.
[27] Wimmer: Kultur als Prozess, S. 38f.
[28] Neue Banater Zeitung, 2.4.1972, S. 2 (Beilage Universitas).
[29] Mehrere Stellungnahmen dazu publiziert die Neue Banater Zeitung in der Beilage Universitas unter dem Sammeltitel »Im Widerstreit der Meinungen« am 14.5.1972, S. 4.
[30] NL 31 (1980) H. 11, S. 4.
[31] Ebenda, S. 5.
[32] NL 34 (1983) H. 4, S. 6.
[33] Ebenda, S. 7.
[34] Bukarest 1982. Hg. Peter Motzan. Übers. ins Rumän. Ioan Muşlea. Vorwort M. Iorgulescu.
[35] NL 34 (1983) H. 5, S. 24.
[36] NL 34 (1983) H. 6, S. 27.
[37] NL 34 (1983) H. 5, S. 31.
[38] Ebenda, S. 27.
[39] Ebenda, S. 28.
[40] Nicolae Prelipceanus Ausführungen sind die letzten im Rahmen der NL-Umfrage am Rande der Anthologie »Vînt potrivit pînă la tare«. NL 34 (1983) H. 6, S. 34.
[41] Neue Banater Zeitung, 21.5.1980, S. 1. Eine ähnliche Formulierung bemüht man auch im rückblickenden Artikel zur Verleihung des Förderpreises in der Neuen Banater Zeitung vom 6.6.1980, S. 1. Allerdings wird hier vermerkt, dass die Namen der »Preisstifter für das Jahr 1980« auf den Urkunden eingetragen wurden. Auch in »Pflastersteine. Jahrbuch des Literaturkreises ›Adam Müller-Guttenbrunn‹«. Temeswar 1982, Anhang, S. 266f., wird die Vergabe des Förderpreises in einem Nebensatz erwähnt: »Am 5. Juni 1980 wurde der ›Adam Müller-Guttenbrunn-Förderpreis‹, der von 34 Mitgliedern des Literaturkreises ›Adam Müller-Guttenbrunn‹ gestiftet wurde, zum ersten Mal verliehen: für Lyrik an Franz Schleich und für Prosa an Johann Lippet.« Es folgt die Liste der Mitglieder.
[42] Neue Banater Zeitung, 24.5.1980, S. 1.
[43] Neue Banater Zeitung, 3.1.1981, S. 2f.
[44] In den Ausgaben der Neuen Banater Zeitung vom 30.1.1982, S. 2 und vom 19.12.1982, S. 2.
[45] Neue Banater Zeitung, 26.5.1982, S. 2.
[46] Neue Banater Zeitung, 29.5.1982, S. 1f.
[47] William Totok: Die Zwänge der Erinnerung. Aufzeichnungen aus Rumänien. Hamburg 1988, S. 142.
[48] Neue Banater Zeitung, 8.2.1984, S. 1.
[49] Neue Banater Zeitung, 22.2.1984, S. 1.
[50] Neue Banater Zeitung, 21.3.1984, S. 1.
[51] Neue Banater Zeitung, 11.4.1984, S. 1.
[52] Neue Banater Zeitung, 23.5.1984, S. 1.
[53] Neue Banater Zeitung, 1.7.1984, S. 2f.
[54] Richard Wagner: Eskalation ’84 oder Wie ich Adam Müller-Guttenbrunn den Bulhardt ersparte. In: Spiegelungen 4 (58) (2009) H. 3, S. 243–250, hier: S. 249.
[55] Berlin 1984. Hg. Peter Motzan, S. 167, 173.
[56] Der Gedichtband von Franz Hodjak ist im Ost-Berliner Aufbau Verlag 1988 erschienen. Mit einem Nachsatz von Wulf Kirsten, S. 158.
[57] Ebenda, S. 160.
[58] Emmerich Reichrath im Nachwort zu: Das Land ist ein Wesen. Debütanthologie von Roland Kirsch, Jakob Mihăilescu, Uwe Hienz, Helmut Britz. Bukarest 1989, S. 124.
[59] Richard Wagner: Gegenlicht. Temeswar 1983, S. 48–51.
[60] Ebenda, S. 48.
[61] Ebenda, S. 49.
[62] Ebenda, S. 48.
[63] Ebenda, S. 51.
[64] Richard Wagner: Der Anfang einer Geschichte. Klausenburg 1980, S. 5.
[65] Ebenda.
[66] Rolf Bossert: neuntöter. Klausenburg 1984.
[67] Ebenda, S. 6.
[68] Ebenda, S. 5.
[69] Ebenda, S. 6.
[70] Ebenda, S. 7.
[71] NL 17 (1966) H. 7–8, S. 79–97.
[72] NL 19 (1968) H. 9, S. 122. Der Band Kunzes enthält Nachdichtungen aus dem Tschechischen und erschien in Bad Godesberg 1964.
[73] NL 20 (1969) H. 7, S. 124. Dieselbe Nummer der Neuen Literatur brachte auch eine kleine Gedichtauswahl von Reiner Kunze, S. 105f.
[74] NL 20 (1969) H. 7, S. 124. Dieselbe Nummer der Neuen Literatur brachte auch eine kleine Gedichtauswahl von Reiner Kunze, S. 105f.
[75] Max Walter Schulz: Das Neue und das Bleibende in unserer Literatur. In: VI. Deutscher Schriftstellerkongress vom 28. bis 30. Mai in Berlin. Protokoll. Berlin/DDR 1969, zit. nach: Jürgen P. Wallmann (Hg.): Reiner Kunze. Materialien und Dokumente. Frankfurt/M. 1977, S. 33, 36.
[76] 1974 war »die so lange herbeigesehnte diplomatische Anerkennung der DDR vollzogen«, daher keine Rücksicht mehr nötig, so der Autor Johannes Jung: Die »neue Kulturpolitik« der DDR – ein Wunschbild des Westens? Zitiert in: Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt vom 1.9.1974.
[77] Peter Motzan: Geschickte Arrangements – die Schnoddrigkeiten eines verkappten Sentimentalikers. Zu: Balthasar Waitz, Ein Alibi für Papa Kunze. In: NL 34 (1983) H. 4, S. 64–67.
[78] Helmuth Frauendorfer: Die Stille aus dem verstaubten Schrank. Zu Balthasar Waitz. Ein Alibi für Papa Kunze. In: Forum studenţesc 1 (79), September/Oktober 1982, S. 12.
[79] William Totok: Freundliche Fremdheit. Temeswar 1984, S. 3.
[80] Bossert: neuntöter, S. 82.
[81] In: Der Exitus der deutschsprachigen Literatur Rumäniens. Ein Gespräch mit Rolf Bossert (geführt von Gisela Lerch am 11.2.1986). In Frankfurter Rundschau, 20.2.1986.
[82] Richard Wagner im Nachwort des Bandes Gegenlicht, S. 50.
[83] Nach Einsicht in die eigenen Geheimdienstakten berichtete Lippet, dass sein Buch Biographie. Ein Muster gegen die Empfehlung der Securitate doch noch in Druck gehen konnte. Johann Lippet: Das Leben einer Akte. Chronologie einer Bespitzelung. Heidelberg 2009, S. 49–54.
[84] Gemeint ist der Protestbrief gegen die Behandlung von Helmuth Frauendorfer durch den rumänischen Geheimdienst, der von Helmuth Frauendorfer, Johann Lippet, Herta Müller, Horst Samson, William Totok und Balthasar Waitz unterzeichnet worden war und im Oktober 1984 an das Parteikomitee in Temeswar und an den Schriftstellerverband geschickt wurde. Da sich Nikolaus Berwanger zu jenem Zeitpunkt in Deutschland befand, hielt keiner eine schützende Hand über die Absender des Briefes. Vgl. Wagner: Eskalation ’84.
[85] Beispielsweise die von Herta Müller noch vor ihrer Übersiedlung in die Bundesrepublik Deutschland veröffentlichten Artikel, in denen sie die Zustände in Rumänien im Allgemeinen und die der deutschen Schriftsteller insbesondere kritisierte: Mir erscheint jede Umgebung lebensfeindlich. Ein Gespräch. In: Süddeutsche Zeitung, 16.11.1984, S. 13; Ein Fasan mit Ausreiseantrag. Die rumäniendeutsche Schriftstellerin Herta Müller über ihre Gründe im Lande Ceauşescus. In: Saarbrücker Zeitung, 7.1.1987, S. 5.
[…] der Deutschen in Rumänien zu untersuchen. Die Überlegungen Olivia Spiridons (Tübingen) zum Wandel der literarischen Kommunikation reflektieren jedoch über die Rahmenbedingungen des Literaturbetriebs hinaus auch seine […]
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