Petrea Tabarcea: Enciclopedia Colegiului Național „Petru Rareș“, Suceava. Liceul de fete „Doamna Maria“, Școala medie nr. 2, Liceul „Petru Rareș“. 1904–2024. Vol. I [Enzyklopädie des Nationalkollegs „Petru Rareș“, Suceava. Das Mädchenlyzeum „Doamna Maria“, Mittelschule Nr. 2, Lyzeum „Petru Rareș“. 1904–2024. Band I]. Suceava: Fundația Culturală a Bucovinei 2024. 440 S.
Das heutige Nationalkolleg „Petru Rareș“ in Suceava, Rumänien, gilt sowohl auf lokaler Ebene als auch landesweit als eine Prestigeinstitution, die sich im rumänischen Unterrichtswesen unter anderem durch ihre langjährige Tradition und durch die kontinuierliche Qualität des schulischen Angebots als Begriff etabliert hat. Zu ihrer Existenz lassen sich kurz folgende Meilensteine hervorheben: Es wurde 1904 unter zweisprachigem Namen „Liceul german de fete/Deutsches Mädchenlyzeum“ durch kaiserlichen Erlass ins Leben gerufen und die Unterrichtssprache war bis ins Schuljahr 1918–1919 ausschließlich Deutsch. Dann war die Schule als „Liceul de fete ‚Doamna Maria‘“ [„Mädchenlyzeum ‚Doamna Maria‘“] bekannt, wobei die Benennung „Doamna Maria“ [„Frau Maria“] auf die erste Ehefrau des moldauischen Woiwoden Stefans des Großen verwies. Später wurde der Name zu Ehren der damaligen Königin Rumäniens, Marie Alexandra Victoria von Edinburgh (1875–1938), Ehefrau von Ferdinand von Hohenzollern-Sigmaringen (1865–1927), in „Regina Maria“ [„Königin Maria“] umbenannt. Aus politischen Gründen – infolge der Abdankung des Königs Michael I. von Rumänien (1921–2017) und des damit verbundenen Verfalls des Königreichs Rumänien – wurde im Jahr 1949 auf diesen Zusatz verzichtet. Anschließende Namen der Einrichtung waren noch: „Școala medie mixtă nr. 2“ [„Gemischte Mittelschule Nr. 2“], „Liceul teoretic ‚Petru Rareș‘“ [„Theoretisches Lyzeum ‚Petru Rareș‘“], „Liceul de chimie industrială ‚Petru Rareș‘“ [„Lyzeum für Chemieindustrie ‚Petru Rareș‘“]; seit 2000 führt sie den Namen „Colegiul Național ‚Petru Rareș‘“ [„Nationalkolleg ‚Petru Rareș‘“]. Diese stichpunktartige Bestandsaufnahme zeigt, dass die verschiedenen politischen Änderungen, die im Rumänien des 20. Jahrhunderts erfolgten, sich auch im Schulwesen widerspiegelten. Die zahlreichen Namensänderungen belegen dies.
2024 war ein für diese Einrichtung besonderes Jahr, weil das 120-jährige Jubiläum gefeiert wurde. Das gab Anlass zu einer ganzen Reihe von Veranstaltungen, die Alumni und die gegenwärtige Schulgemeinschaft (Lernende, Lehrkräfte, Eltern, Behörden und so weiter) zusammengebracht haben, um der 120-jährigen Existenz des Kollegs zu gedenken. Zugleich veranlasste das Jubiläum den Alumnus Petrea Tabarcea dazu, eine Monografie zu verfassen und zu veröffentlichen, die im Folgenden skizziert werden soll.
Der auf Rumänisch verfasste Band dokumentiert die Entwicklung der Bildungsstätte von ihren Anfängen bis in die Gegenwart. Die vielen Bilder mit Gebäuden, Archivdokumenten, aber auch mit Schülerinnen und Schülern, Lehrkräften und anderen wirken besonders anschaulich und dienen einer glaubhaften Lektüre, die es der Leserschaft ermöglicht, sich in die verschiedenen Epochen der Schule mit ihren Höhen und Tiefen hineinzuversetzen.
Der von den gegenwärtigen Schulleiterinnen Daniela Dungeanu und Anca Viorica Greculeac verfassten Einleitung O succintă imagine a Colegiului Național „Petru Rareș“ din Suceava, în octombrie 2024 [Ein kurzes Portrait des Nationalkollegs „Petru Rareș“ in Suceava im Oktober 2024] (S. 5–12), in der der aktuelle Stand der Schule bzw. deren internationale Verflechtungen kurz geschildert werden, folgt das Vorwort, Cuvântul autorului [Vorwort des Autors]. (S. 13f.) Hier nimmt Tabarcea als Abgänger des Schuljahres 1966/67 zu den langjährigen Veränderungen und Herausforderungen Stellung, denen die Schule ausgesetzt war. Eben diese waren auch für ihn der Anlass gewesen, seine Monografie zu schreiben. Es folgen drei Hauptkapitel:
Kapitel 1, Istoria Colegiului „Petru Rareș“ [Die Geschichte des Kollegs „Petru Rareș“] (S. 15–53), führt in die Anfänge der Schuleinrichtung ein und lässt die wichtigsten Momente in deren Geschichte Revue passieren. Ursprünglich als Zweigstelle des Mädchenlyzeums in Czernowitz (rum. Cernăuți, ukr. Чернівці) gedacht (bis 1909), wurde das Mädchenlyzeum in Suceava durch kaiserlichen Erlass ins Leben gerufen, um den Bildungsbedarf der weiblichen Jugend vor Ort zu decken. Sowohl während der beiden Weltkriege als auch in der Zwischenkriegszeit hat die Einrichtung viele Änderungen erfahren, die – zumindest teilweise – politisch bedingt waren. Der Autor präsentiert chronologisch alle Schulleiterinnen und Schulleiter und ihren jeweiligen Beitrag zur Entwicklung und Durchsetzung der Schule als Autorität im lokalen Schulwesen von ihren Anfängen bis in die Gegenwart.
Kapitel 2, Profesorii Colegiului Național „Petru Rareș“ – Suceava [Das Lehrpersonal des Nationalkollegs „Petru Rareș“ – Suceava] (S. 55–156), bietet eine zeitlich geordnete Übersicht über die Lehrkräfte, die im Laufe der Zeit an dieser Schule tätig waren, und gewährt zugleich einen Einblick in die früheren Schulfächer. Die in diesem Kapitel dokumentierten Zeiträume beziehen sich auf die folgenden Schuljahre: von 1904/05 bis 1966/67, 1992/93, von 2001/02 bis 2002/03, von 2008/09 bis 2014/15 und 2023/24.[1] Aufgrund der konsultierten Schuljahresberichte, die sich im fast vollständig erhaltenen Archiv befinden, gibt der Autor Einblicke zur Logistik der damaligen Einrichtung, zu deren Verwaltung und zur Gestaltung der Schuljahre. Hier sei nur das Beispiel des Schuljahres 1911/12 erwähnt: Die Aufnahme der Schülerinnen erfolgte zwischen dem 9. und dem 10. September 1911. Die Eröffnungsfeier fand am 14. September 1911 statt, und das offizielle Schuljahr begann am darauffolgenden Tag. Die Abschlussprüfungen fanden in der Zeitspanne 6.–10. Juni 1912 bzw. für externe und private Schülerinnen vom 8. bis 9. Juni 1912 statt. Die Ergebnisse wurden am 13. und 14. Juni 1912 bekanntgegeben, während die Abschlussfeier für den 15. Juli 1912 geplant war. Die Diplomverleihung fand am 18. Juli 1912 statt und wurde vom Schulleiter, Dr. Eusebius Popovici, vollzogen. (S. 62f.)
Kapitel 3, Elevii Colegiului Național „Petru Rareș“– Suceava [Die Schülerinnen und Schüler des Nationalkollegs „Petru Rareș“ – Suceava] (S. 157–433), listet die Schülerinnen und Schüler folgender Schuljahre auf: von 1904/05 bis 1922/23, von 1926/27 bis 1937/38, 1946/47, 1950/51, 1953/54, von 1957/58 bis 1960/61, 1963/64, von 1965/66 bis 1969/70, 1975/76, 1979/80, 1985/86, 1992/93, 1995/96, 1997/98, von 1999/2000 bis 2023/24. Hie und da bekommt die Leserschaft auch kurze Biografien etlicher Schülerinnen und Schüler zu lesen, die die Lektüre umso attraktiver und wahrheitsgetreuer machen. So erfährt man zum Beispiel, dass Tamara Buciuceanu Botez (1929–2019) und Vladimir Găitan (1947–2020), prominente Schauspieler und Vertreter der rumänischen Kultur, Schulabgänger des heutigen Nationalkollegs „Petru Rareș“ waren.
Den Band rundet das Literaturverzeichnis (S. 434–436), ab, das sich auf insgesamt 70 Titel in deutscher und rumänischer Sprache beläuft. Das Inhaltverzeichnis und Dankesworte an den Sponsor Egger befinden sich auf Seite 437 beziehungsweise Seite 438f.
Abschließend lässt sich sagen, dass die besprochene Monografie selbst einen Meilenstein in der Geschichte des Nationalkollegs „Petru Rareș“ ausmacht, der sein bisheriges Bestehen gründlich dokumentiert. Da es sich hierbei (nur) um den ersten Band handelt, kann sich die interessierte Leserschaft eine Fortsetzung erhoffen, in der die weniger abgedeckten Zeiträume ausführlicher behandelt werden. Darüber hinaus kann die Monografie als Ausgangspunkt für weitere transdisziplinär ausgerichtete Studien dienen, zum Beispiel für eine historische Untersuchung des rumänischen Schulwesens in der Gegend, eine linguistische Untersuchung der Onomastika oder eine demografische Datenerhebung in der Bukowina des 20. Jahrhunderts.
Nicht zuletzt ist das Desiderat auszusprechen, dass das Nationalkolleg „Petru Rareș“ in Suceava noch weiterhin besteht und seiner hehren Botschaft, junge Leute auf die gesellschaftlichen Herausforderungen und – verallgemeinernd – auf das Leben vorzubereiten, nachgeht. Nationalkolleg „Petru Rareș“: Möge ihm eine weitere segensreiche Arbeit mit künftigen Schülergenerationen beschert sein!
Mihai Crudu
[1] Die Wahl der untersuchten Schuljahre, sowohl im zweiten als auch im dritten Kapitel, hängt einerseits damit zusammen, dass der Zugang zum bestehenden Archiv oft durch externe Faktoren erschwert war, und andererseits damit, dass diese Schuljahre für das Bestehen und die Entwicklung der Schuleinrichtung repräsentativer waren.