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Europäische Geschichte im Kleinen. Die Matrikelbücher der evangelischen Kirchengemeinde in Rijeka (1858–1957)

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Von Angela Ilić

Einleitung

In der Matrikelbüchersammlung des Staatsarchivs Rijeka (it., ung. Fiume, sl. Reka, dt. veraltet St. Veit am Pflaum) werden zwei Matrikelbücher der örtlichen evangelischen Kirchengemeinde[1] aufbewahrt. Unter der Signatur 1348. K befindet sich das Taufbuch, das vom 13. Juli 1858 bis zum 24. Oktober 1948 geführt wurde, während sich hinter der Signatur 1349. V das zwischen dem 28. April 1859 und dem 24. Februar 1957 geführte Traubuch verbirgt.

Die Geschichte der evangelischen Kirchengemeinde in Rijeka spiegelt die politisch-wirtschaftlichen und demografischen Entwicklungen sowie Zäsuren der Hafenstadt in der zweiten Hälfte des 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wider. Diese schlugen sich wiederum in den Matrikelbüchern nieder. Die seit 1848 unter de facto kroatischer Herrschaft stehende Stadt wurde der – ursprünglich als vorübergehende Lösung betrachteten – Resolution von Rijeka aus dem Jahr 1870 entsprechend als corpus separatum unmittelbar der ungarischen Krone unterstellt. Die staatlichen Großinvestitionen der folgenden Jahrzehnte in die Infrastruktur (darunter Hafenneubau und -erweiterung, Eröffnung der Bahnstrecke Budapest–Rijeka) zogen auch Privatkapital nach sich. Dies resultierte in der Vermehrung der Fabriken, Handelsunternehmen und Finanz- und Bankinstitute und führte – gemeinsam mit wachsender Zuwanderung – zu einem außerordentlichen Bevölkerungswachstum. Die Einwohnerzahl Rijekas stieg von knapp 18.000 im Jahr 1870 auf knapp 50.000 bis 1910 sprunghaft an; es entstand die – nach Budapest – zweithöchste Bevölkerungsdichte im Lande, die 37-mal höher war als im nationalen Durchschnitt. Das höchste Bevölkerungswachstum (40,6 Prozent) verzeichnete Rijeka im Zeitraum zwischen 1880 und 1890.[2]

Die Zuwanderung aus verschiedenen Teilen der Doppelmonarchie trug zur zunehmenden religiösen und konfessionellen Vielfalt in der Stadt bei: Römisch-katholische Christen bildeten die absolute Mehrheit; neben ihnen lebten griechisch-katholische und orthodoxe Christen, Protestanten, Juden sowie vereinzelte Muslime.

Die Angehörigen protestantischer Kirchen (Reformierte, Lutheraner, Anglikaner, Hugenotten und Waldenser) bildeten eine kleine Minderheit der Stadtbevölkerung: Im Jahr 1870 lag ihr Anteil bei lediglich 0,29 Prozent (im Gegensatz zum Durchschnitt von 20,68 Prozent in den Ländern der ungarischen Krone)[3] und im Jahr 1900 bei 1,8 Prozent gegenüber dem Durchschnitt von 19,8 Prozent in den Ländern der ungarischen Krone.[4] Von allen Gebieten der ungarischen Krone war der Anteil der Evangelischen in Rijeka am niedrigsten und blieb zahlenmäßig unerheblich, auch wenn die Kirchengemeinde stetig wuchs: von 52 Personen (A. B. und H. B.) im Jahr 1870 auf 669 im Jahr 1900 und weiter auf 1.434 im Jahr 1910.[5]

Die Protestanten Rijekas stellten eine sprachlich gemischte Gruppe dar. Unter ihren Mitgliedern befanden sich deutsch-, ungarisch-, französisch-, englisch-, italienisch- und kroatischsprachige Menschen. Die sprachliche Vielfalt schlug sich auch in den Matrikelbüchern nieder.

Die 1857 als Tochtergemeinde (Filiale) der Triester evangelisch-reformierten Kirchengemeinde gegründete[6] Kirchengemeinde entwickelte sich aus den Hausandachten der Papierfabrik-Besitzer-Familie Meynier heraus, an denen regelmäßig auch Mitglieder der Familie Smith[7] (Mitinhaber der 1821 gegründeten Papierfabrik Smith & Meynier) teilnahmen. Carl Meynier,[8] der aus einer Familie mit Hugenotten-Wurzeln stammte und in seinem Haus in Rijeka eine Kapelle (Betsaal) einrichtete, war der wichtigste Mäzen der Kirchengemeinde.

Dem Status der neuen Kirchengemeinde als Triester Filiale entsprechend waren es die Pfarrer der (deutschsprachigen) evangelisch-lutherischen beziehungsweise evangelisch-reformierten Kirchengemeinden in Triest (it. Trieste, sl. Trst), die den Pfarr- und Seelsorgedienst in Rijeka in den ersten Jahren versahen. Gottesdienste wurden viermal im Jahr im Meynier-Betsaal gehalten; die beiden evangelischen Pfarrer aus Triest trugen für jeweils zwei Gottesdienste die Verantwortung.[9] Zudem führten sie – nach Bedarf – Taufen, Trauungen und Beerdigungen durch. Neben ihnen wurde bisweilen der jeweilige britische Konsularkaplan in Triest, der gleichzeitig Pfarrer der Triester Anglikaner war, für Trauungen und Taufen in den Reihen der in Rijeka lebenden und zur evangelischen Kirchengemeinde gehörenden Anglikaner engagiert.[10] Besonders zahlreich unter diesen waren die Familien Whitehead und Greenham – letztere waren aus Triest nach Rijeka übersiedelt. Zudem halfen gelegentlich bei den seelsorgerischen Aufgaben – und auch bei den kirchlichen Amtshandlungen – die Pfarrer aus den „Nachbargemeinden“, darunter in Pola (kr. Pula, sl. Pulj) und Laibach (sl. Ljubljana), aus.[11]

Die „Unirte evangelische Gemeinde evangelisch Reformierter und evangelisch Augsburgischer Confession Fiume“ – wie es auf ihrem Stempel stand[12] – verselbständigte sich im November 1885 mit 81 Familien und insgesamt etwa 350 Mitgliedern. Einige Jahre später wurde sie in den Innensomogyer Kirchenbezirk[13] des Sprengels jenseits der Donau der evangelisch-reformierten Kirche in Ungarn als Missionsgemeinde eingegliedert.[14]

Als wichtiger Ansporn für die Gründung einer von Triest unabhängigen Gemeinde diente der im Juni 1885 in Protestáns egyházi és iskolai lap [Protestantisches kirchliches und schulisches Blatt] erschienene äußerst kritische Text zur Stellung der Kirchengemeinde in Rijeka. Der Autor, der den Text mit (falschen) Initialen unterschrieb, gab an, Pfarrer in Triest zu sein. Er kritisierte die fehlende Matrikelführung auf Ungarisch sowie den Mangel an Angeboten zum Religionsunterricht in ungarischer Sprache an allen Schulen. Allgemein monierte er, dass die Gemeinde nicht in die kirchlichen Strukturen Ungarns integriert, sondern der Triester Gemeinde untergeordnet sei und damit zur österreichischen Reichshälfte – mit ihren in zahlreichen Fällen von der ungarischen Reichshälfte abweichenden Gesetzen – gehöre. Dementsprechend, so der Autor Alexander (Sándor) Venetianer (1853–1902, in Triest 1884–1887),[15] müssten die Matrikelbücher der Filialgemeinde, da sie zur Triester Kirchengemeinde gehören, in Wien und nicht in Ungarn aufbewahrt werden. Er forderte die Ungarische Reformierte Kirche auf, so bald wie möglich einen Pfarrer mit Ungarisch- und Deutschkenntnissen nach Rijeka zu schicken, der bereit sei, zügig Italienisch zu lernen.[16]

Als ersten Pfarrer wählte die selbständige Gemeinde 1885 den aus Neuwerbaß (ung. Újverbász, sr. Novi Vrbas) in der Batschka stammenden deutschsprachigen Kaplan Peter Moor (ung. Moór Péter, *1859).[17] Moor blieb bis zum 1. Januar 1887 in Rijeka, wo er erst als Missionskaplan (ung. missziói segédlelkész), später als Missionspfarrer (ung. missziói lelkész) geführt wurde. Gleichzeitig erteilte er Religionsunterricht am königlichen Hauptgymnasium, an der Bürgerschule und an mehreren Grundschulen – auf Ungarisch, Deutsch und Italienisch.[18] Der ebenfalls in Neuwerbaß geborene Jakob Schmidt (ung. Schmidt Jakab, *1857)[19] wurde zum nächsten Pfarrer der Missionsgemeinde gewählt. Schmidt, der bis 1918 in der Gemeinde blieb, hielt die Gottesdienste abwechselnd in deutscher und ungarischer Sprache.[20]

Die Matrikelbücher

Die Matrikelbücher der Kirchengemeinde in Rijeka wurden in den ersten Jahrzehnten ausschließlich in deutscher Sprache geführt. Die Bücher selbst waren zweisprachig vorgedruckt (deutsch-ungarisch). Unter den Triester Pfarrern zwischen 1858 und 1886,[21] deren Einträge in den Matrikelbüchern zu finden sind, waren der aus Anhalt-Köthen stammende Dr. Erhard Karl Buschbeck von der evangelischen Gemeinde Helvetischer Konfession (1816–1882, in Triest ab 1845), sein Nachfolger Alexander Venetianer sowie Heinrich Ludwig Medicus (1823–1906, Triester Pfarrer ab 1853) von der evangelischen Gemeinde Augsburgischer Konfession.[22]

Nach der Eingliederung der Gemeinde in die ungarische reformierte Kirche und ein Jahr, nachdem Jakob Schmidt die Pfarrstelle in Rijeka übernahm, führte der Dekan des Innensomogyer Kirchenbezirks, Sándor Körmendy (1829–1903, Dekan 1878–1888), im Mai 1888 eine Visitation der Kirchengemeinde durch, bei der er einen Gottesdienst in ungarischer Sprache hielt und Religionsunterrichtsstunden an unterschiedlichen Schulen besuchte. Die Lage in Rijeka schilderte er im Nachhinein bei der synodalen Versammlung des Innensomogyer reformierten Kirchenbezirks im August 1888 so: „Schockiert stellte ich fest, dass die deutschsprachigen Matrikelbücher der seit Jahrzehnten von Triest verwalteten Kirchengemeinde auch weiterhin auf Deutsch geführt werden. Ich habe den Missionskaplan ermahnt, die Matrikel auf Ungarisch zu führen.“[23] Denn die Evangelisch-Reformierte Kirche in Ungarn, die fast ausschließlich ungarischsprachig war,[24] verlangte von allen Pfarrern die Schriftführung auf Ungarisch.

Körmendys Mahnung zur Führung der Matrikelbücher wurde offensichtlich nicht ernst genommen; diese wurden von Schmidt, der aus einer deutschsprachigen Familie stammte, weiterhin ausschließlich auf Deutsch geführt. Neun Jahre später, im Sommer 1897 führte der evangelisch-reformierte Bischof des Kirchensprengels Jenseits der Donau, Gábor Antal (1843–1914, Bischof ab 1896), eine Visitation durch. Ab diesem Zeitpunkt wurden die Matrikelbücher ausschließlich auf Ungarisch geführt, was ahnen lässt, dass der Bischof eine größere Durchsetzungskraft besaß. Alle Einträge, einschließlich der Personen- und Ortsnamen, wurden ab diesem Zeitpunkt in ihrer ungarischen Form verwendet, und so wurde aus Kronstadt Brassó, aus Deutschland Németország sowie aus Carl Károly, aus Luigi Lajos, aus Julius Gyula. Die Eigennamen folgten fortan selbstverständlich der ungarischen Reihenfolge, mit dem Nachnamen jeweils an erster und dem Vornamen an zweiter Stelle.

Ab 1896 wurden für Rijekas Diasporagemeinde Cameral-Morawicza (ung. Kameral-Moravica) separate Matrikelbücher geführt. Außer den Gemeindemitgliedern von Moravica gehörten auch die protestantischen Gläubigen in Kantrida (it. Cantrida) und Kastav (it. Castua) – beide zum Österreichischen Küstenland gehörend – sowie die in Sušak (it. Sussak), Trsat (it. Tersatto), Vrata, Vrbovsko, Senj (it. Segna, dt./ung. Zeng[g]), Novi (heute Novi Vinodolski), Fužine und an weiteren Orten – alle in der Verwaltungseinheit Kroatien-Slawonien – dazu.[25]

Um die wachsende Arbeitsbelastung Schmidts zu mindern, wurde ab 1911 der reformierte Georg (György) Ambrus der Gemeinde – erst als Vikar/Lizenziat, nach zwei Jahren als Zweitpfarrer – zugeteilt und tauchte ab 1913 regelmäßig in den Matrikelbüchern auf.[26] Seine Stelle wurde durch eine jährliche Zuwendung seitens der evangelisch-reformierten Kirche in Ungarn ermöglicht.[27] Jakob Schmidt vollzog trotzdem weiterhin den Großteil der geistlichen Amtshandlungen wie Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen, während Ambrus den Religionsunterricht übernahm.[28]

Jakob Schmidt verabschiedete sich zum 1. Januar 1918 in den Ruhestand,[29] obwohl er am 24. April 1918 noch eine Hochzeit in Rijeka hielt. Ambrus blieb in Rijeka, auch nachdem der ungarische Gouverneur die Stadt am 29. Oktober 1918, als sich der Erste Weltkrieg seinem Ende zuneigte, verlassen hatte. Am 12. November 1918 benachrichtigte der Dekan des Innensomogyer Kirchenbezirks, Lajos Nagy (1856–1924), das Präsidium des Konvents über die Auflösung der Kirchengemeinde.[30] Dennoch wurden in den Jahren 1918 und 1919 noch etliche Hochzeiten gehalten – die letzte am 18. September 1919. Seine letzte Taufe in Rijeka führte Ambrus am 29. August 1920 durch.

Nicht lange nach dem Einmarsch Gabriele D’Annunzios (1863–1938) in Rijeka am 12. September 1919 wurde der Betsaal an die italienische Waldenserkirche, deren Vertreter D’Annunzio und seine Freischärler in die Stadt begleiteten, verkauft und die Kirchengemeinde ab 1921 der Waldenserkirche angegliedert. Die Waldenserkirche blieb auch durch die weiteren politischen Zäsuren – im Freistaat Fiume sowie nach der Eingliederung Rijekas in das italienische Staatsgebiet im Jahr 1924 – vor Ort. Die Matrikelbücher wurden ab November 1920 durch die Waldenserpfarrer[31] ausschließlich auf Italienisch geführt – teilweise spärlich, sodass bei vielen Einträgen die Angaben zur konfessionellen Zugehörigkeit oder weitere Informationen fehlen. Allerdings mussten die Einträge der ersten Jahre nachgetragen werden, denn die Gemeinde erhielt die Matrikelbücher erst im Jahr 1926 zurück. Seit 1920 wurden sie – gemeinsam mit weiteren Büchern und Unterlagen der Gemeinde – im Pfarramt der reformierten Kirchengemeinde im ungarischen Csurgó aufbewahrt, bevor der italienische Staat sie offiziell zurückforderte.[32] Das Datum der standesamtlichen Trauung (matrimonio civile), die einer kirchlichen Hochzeit vorausgehen musste, wurde nun durchgehend im Matrikelbuch notiert.

1947 wurde Rijeka in die Volksrepublik Jugoslawien eingegliedert. Nun gehörte die Kirchengemeinde zu den jugoslawischen protestantischen Kirchenstrukturen, die in den ersten Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg Verfolgung und Marginalisierungs- sowie Diskreditierungsversuche von Seiten der sozialistischen Regierung erlebten und intern mit Pfarrermangel, der drastischen Reduzierung ihrer Mitgliederzahlen durch die Flucht und Internierung von Angehörigen der deutschen Volksgruppe sowie finanziellen Schwierigkeiten aufgrund der Nationalisierung und Enteignung kirchlichen Besitzes kämpften.[33] Die Kirchengemeinde in Rijeka wurde durchgehend durch einen Prädikanten, einen speziell ausgebildeten Laien, betreut. Dementsprechend stammen die meisten Matrikeleinträge von Paolo Miert (verheira- tet in der Kirchengemeinde in Rijeka 1922), der diesen Dienst seit 1950 ausübte. Die drei Einträge durch Edgar Popp (1920–2015, Pfarrer in Zagreb 1946–1960 und Senior [Dekan] der Evangelischen Kirche in der Volksrepublik Kroatien 1951–1960), den ältesten Sohn des 1945 durch die Partisanen wegen Kollaboration mit der Besatzungsmacht verurteilten und hingerichteten Bischofs der Deutschen Evangelischen Kirche A. B. im Königreich Jugoslawien, Dr. Philipp Popp (1893–1945), zeugen von seinen Besuchen in der Gemeinde. Die Einträge waren nun sprachlich gemischt: Die Sprachgewohnheiten der Beteiligten zum Teil reflektierend, tauchten nun neben dem dominanten (Serbo-)Kroatischen auch Formulierungen auf Italienisch und Deutsch auf. Gleichzeitig zeigte das Trauungs-Buch die veränderte rechtliche Lage im neuen Staat. Nach der jugoslawischen Verfassung vom 31. Januar 1946 fiel die Matrikelführung von Geburten, Eheschließungen und Todesfällen in die ausschließliche Zuständigkeit des Staates (Artikel 26, § 5), deshalb waren nur Ehen gültig, die vor den zuständigen staatlichen Organen geschlossen wurden. Es bestand jedoch die Möglichkeit, danach eine kirchliche Trauung zu vollziehen (Artikel 26, § 2). Deshalb wurde ab 1950 neben jedem Hochzeitseintrag die staatliche Matrikelnummer der bereits geschlossenen Ehe notiert.

Europaweite Vernetzungen im Lichte der Trau- und Taufbücher

Von den Anfängen der Kirchengemeinde bis zum Ende der Aufzeichnungen im Jahr 1957 wurden 278 Eheschließungen in die Matrikelbücher eingetragen. Mit Blick auf die konfessionelle Zusammensetzung der Bevölkerung Rijekas wirkt die hohe Anzahl der evangelisch-katholischen Mischehen im mehrheitlich katholischen Umfeld wenig überraschend. In den 1860er-Jahren, während Ivan Fiamin (1833–1890, Pfarrer in Rijeka ab 1863) römisch-katholischer Stadtpfarrer war, wurden solche Hochzeiten – in Abwesenheit eines ansässigen evangelischen Ortspfarrers – entweder vom katholischen Priester in einer katholischen Pfarrkirche oder von einem evangelischen und einem römisch-katholischen Priester gemeinsam durchgeführt.[34] Nach der Etablierung der Kirchengemeinde fanden diese Eheschließungen – nach den Berichten des Ortspfarrers – ausschließlich im Rahmen von evangelischen Gottesdiensten statt. Nicht nur Hochzeiten mit Angehörigen der römisch-katholischen Mehrheit, sondern auch mit griechisch-katholischen, „griechisch“ (= überwiegend serbisch)-orthodoxen, griechisch-armenischen und unitarischen Gläubigen waren verbreitet.

Zahlreiche Mitglieder der römisch-katholischen Aristokratie und des Großbürgertums in Rijeka schlossen Ehen mit Evangelischen ab, darunter mehrere Frauen aus der einflussreichen Handelsfamilie Scarpa[35] oder die (ebenfalls evangelische) Tochter des langjährigen Bürgermeisters Giovanni de Ciotta (1824–1903, Bürgermeister 1872–1896).[36] Nicht nur Töchter der Familien Scarpa und de Ciotta heirateten in die einflussreiche Familie Meynier ein, sondern auch Maria Anna Josephina, eine Tochter der Kaufmannsfamilie Gorup, die slowenischer Abstammung war.[37] 1906 fand die Hochzeit zwischen Dr. György Daxer, einem evangelisch-lutherischen Pfarrer in Budapest, später Theologieprofessor in Preßburg (sk. Bratislava, ung. Pozsony), und der Baronesse Valeria de Bainast aus Rijeka statt.[38]

Seit der Gründung der Kirchengemeinde 1857 bis zum letzten Eintrag im November 1948 wurden in den Matrikeln insgesamt 837 Taufen dokumentiert. Unter ihnen befanden sich die Taufen der Töchter des deutschen Konsuls Maximilian Springer (Konsul in Rijeka 1898–1906), Ruth Ottilie Johanna (1899) und der Zwillingstöchter Margaretha Dorothea sowie Anna-Lisa Pauline (1900),[39] sowie die Taufen von vier Kindern des britischen Konsuls in Rijeka, George Louis Faber (1843–1915).[40] Pfarrer Schmidt taufte seine eigenen neun Kinder in Rijeka.[41] Die Kinder des (römisch-katholischen) Realgymnasiumdirektors, Übersetzers und Historikers Dr. Silvino Gigante (1878–1946), der mit einer aus Debreczin (ung. Debrecen), dem „calvinistischen Rom“, stammenden Frau verheiratet war, wurden ebenfalls in der evangelischen Kirchengemeinde getauft und – gemäß einer zwischen den Eheleuten abgeschlossenen Vereinbarung – reformiert erzogen.[42] Auch eine Verbindung zur evangelischen Kirchengemeinde in Laibach lässt sich feststellen: Emilie Heimann, eine der fünf Töchter des langjährigen Vorstandsmitglieds und Mäzens Gustav Heimann (ca. 1808–1870), ließ sich mit ihrem Ehemann in Rijeka nieder, wo ihre drei Töchter auf die Welt kamen und getauft wurden.[43] Auch die Kinder der deutschen Konsularsekretäre Emil Grabowsky und Paul von Knebel wurden in Rijeka getauft. Als Taufpatin von Grabowskys Sohn 1887 fungierte die Frau des deutschen Konsuls, Luisa Hoffmann. Der Bauunternehmer Hugo Gregersen (1855–1917), Mitglied der an der Modernisierung des Hafens und weiteren Großbauprojekten beteiligten norwegisch-ungarischen Familie Gregersen, ließ seinen Sohn, Mario Ragnwald 1893 in Rijeka taufen.

Auch Erwachsenentaufen fanden in Rijeka statt: Diese waren überwiegend mit Übertritten von Juden verbunden,[44] obwohl ein Jude, Salamon Mayländer, im Jahr 1905 in der Kirche eine Frau reformierten Glaubens heiratete, allerdings ohne Hinweis auf seine Konversion.

In den Matrikelbüchern tauchen einige der wohlhabendsten und einflussreichsten Einwohner Rijekas auf, unter ihnen auch Mitglieder der ungarischen und europäischen Aristokratie. Ihre europa- und weltweiten familiären Verbindungen lassen sich am Beispiel der anglikanischen Familie Whitehead am deutlichsten ablesen.

Robert Whitehead (1823–1905) war englischer Ingenieur und Industrieller, der 1856 nach Rijeka zog und in seiner Firma Stabilimento Tecnico Fiumano, anschließend ab 1875 in der Whitehead-Werft, Torpedos herstellte. Aus seiner Ehe mit Frances Maria Johnstone hatte Whitehead zwei Töchter, Alice und Frances Eleanor, sowie drei Söhne, John, James und Robert. Tochter Frances Eleanor heiratete Ludwig „Louis“ Werner Hassenpflug (1831–1878), einen Offizier der Österreichischen Kriegsmarine, den Sohn des hessischen Politikers und Juristen Ludwig Hassenpflug (1794–1862). Alice, eine andere Tochter Whiteheads, heiratete 1869 in Rijeka den Grafen Georg Anton Maria Hoyos, Freiherrn zu Stixenstein (1842–1904), Spross einer ursprünglich spanischen Adelsfamilie und mütterlicherseits Nachkomme des ungarischen Magnatengeschlechts Erdődy. Hoyos kaufte später die Whitehead-Werft auf und benannte sie in Silurifico Whitehead um. Die gemeinsame Tochter von Georg und Alice Hoyos, die in Rijeka geborene und am 21. Oktober 1871 in der evangelischen Kirchengemeinde getaufte Margarethe Malvine Gräfin von Hoyos (20. September 1871–1945), heiratete Herbert von Bismarck-Schönhausen (1849–1904), den ältesten Sohn Otto von Bismarcks (1815–1898).[45] Obwohl die Hochzeit am 21. Juni 1892 in der evangelisch-reformierten Kirche in Wien stattfand,[46] wurde die Eheschließung auch in das Matrikelbuch der Kirchengemeinde in Rijeka eingetragen. In den kommenden Jahren besuchte das Ehepaar regelmäßig Rijeka, und über ihre Besuche berichtete die örtliche Presse mit großer Begeisterung.[47]

Abbildung 4: Eintrag der Bismarck-Hoyos-Hochzeit (1892)

Whitehead-Enkelin Agathe (1891–1922), eine Tochter John Whiteheads, heiratete 1911 den später als Vater der singenden Trapp-Familie – vor allem in den USA – berühmt gewordenen österreichischen U-Boot-Kapitän Georg Ludwig von Trapp (1880–1947).[48] Von Trapp besuchte ab 1894 die k. u. k. Marineakademie in Rijeka. Das Ehepaar hatte sieben gemeinsame Kinder.

Da Robert Whitehead in seiner Torpedofabrik zahlreiche Ingenieure, Techniker und weitere Mitarbeiter aus Großbritannien beschäftigte, wuchs die Anzahl der in Rijeka lebenden Angehörigen der anglikanischen Tradition. Doch erst mit der Eröffnung des Sailors’ Home im Haus Whiteheads (1898), das sich der Seemannsmission widmete, konnten gelegentlich auch Gottesdienste in englischer Sprache in der Stadt gefeiert werden.

In den Matrikelbücher tauchen außerdem immer wieder namhafte Taufpaten auf: Johann Pálffy von Erdőd (1829–1908) aus Preßburg war Taufpate im Jahr 1890 für den Sohn des deutschen Diplomaten Ludwig Gabriel (Mogens) Graf von Plessen-Cronstern (1848–1929), gebürtig aus Dänemark, der damals Generalkonsul in Budapest und mit Leopoldine, Gräfin von Hoyos (1870–1935), einer Enkelin Robert Whiteheads, verheiratet war. Zahlreiche weitere Mitglieder der Familien Erdődy/Erdödy, Whitehead und Meynier übernahmen Patenschaften in ihrem jeweiligen Familienkreis. Der bekannteste Taufpate war jedoch zweifelsohne Lajos Kossuth (1802–1894), der gemeinsam mit seiner Schwester Luiza Ruttkay (1815–1902) als solcher bei der Taufe von Kossuth Lajos Gunszt im Jahr 1893 genannt wurde. Die Tradition, Kossuth als (Ehren-)Paten aufzuführen, war damals in Ungarn weit verbreitet; was diesen Fall besonders interessant macht, ist, dass die aus Szentes respektive Budapest stammenden Eltern beide jüdischen Glaubens waren und ihren Sohn – sowie ihre beiden weiteren Kinder – zu Ehren und in Bewunderung des ungarischen Protestanten evangelisch taufen ließen.

Zahlreiche weitere Familien, die wichtige Rollen in der Kirchengemeinde spielten, hinterließen ihre Spuren in den Matrikelbüchern. Unter ihnen ist die bereits mehrmals erwähnte Familie Meynier. Carl Ritter von Meynier hinterließ nach seinem Tod am 15. November 1876 nicht nur den Betsaal der Kirchengemeinde, sondern hatte auch eine Pfarrwohnung in seinem Privathaus eingerichtet. Carl Ritter von Meyniers Neffe Heinrich (Henry Louis) war im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts, spätestens ab 1899, Kurator (Kirchengemeinderatsvorsitzender) der Kirchengemeinde.[49] Carls Großneffe Felix Carl (1868–1948) verkaufte 1935 den Betsaal an die Waldenser. Felix’ Bruder Georg Carl, obwohl mit einer evangelischen Frau verheiratet, blieb der Konfession seiner Vorfahren nicht treu und konvertierte am Ende seines Lebens zum Katholizismus.

Die Familie Steinacker kommt ebenfalls mehrmals vor. Arthur Steinacker, Banker, Finanzier und Industrieller (unter anderem Co-Direktor der Reisschal- und Reisstärkefabrik), war jahrelang Vorsitzender des Kirchengemeinderats.[50] Steinacker war Taufpate des Sohnes von Otto Karl Graf aus Ödenburg (ung. Sopron) und Trauzeuge bei der oben erwähnten de Bainast-Daxer-Hochzeit. Arthurs Sohn Andor war Schiffbauingenieur und arbeitete eine Zeitlang in Whiteheads Torpedofabrik.

Die Familie Steinacker war mit der Familie Beusterien befreundet. Der technische Direktor der Reisschal- und Reisstärkefabrik,[51] Otto Ferdinand Beusterien († 6. Januar 1918 in Rijeka), stammte aus Pommern, seine Frau aus Königsberg in Preußen. Die gemeinsamen Kinder Arno (1883), Jeane (1886), Ehrich (1888), Irene (1889), Elsa (1891) und Erna (1895) wurden in der evangelischen Kirche in Rijeka getauft. Beusteriens Frau fungierte 1898 als Taufpatin für eine von Pfarrer Schmidts Töchtern, Emma Margit (1898–1900). Beusteriens Sohn Erik (Ehrich) Beusterien wurde Polizeioffizier und heiratete am 6. November 1909 in Fiume die römisch-katholische Maria Vidich. Trauzeugen waren Dr. Francesco Vio, Bürgermeister von Rijeka, und Arthur Steinacker. Eriks Sohn Ralf Erik Otto Beusterien wurde bereits am 26. Februar 1909 geboren und am Hochzeitstag seiner Eltern getauft. Sein Großvater Otto Ferdinand Beusterien fungierte als Taufpate. Erik und seine Frau hatten auch eine Tochter, Rayda Mary Erika, die 1911 geboren wurde. Ein weiteres Familienmitglied, die ebenfalls in Rijeka geborene Margit Evelin Selma Beusterien, heiratete am 26. September 1903 in Fiume den römisch-katholischen k. u. k. Oberleutnant Adalbert de Glossner. Das Brautpaar einigte sich, die Kinder im evangelischen Glauben großzuziehen.

Die in Rijeka lebenden und vor allem im Kaffeehandel tätigen Graubündner waren überwiegend evangelisch-reformiert und gehörten zur örtlichen evangelischen Kirchengemeinde. Besonders die Familien Menduri (auch „Mendury“ geschrieben),[52] Carl(o) (Cafetier und Konditor), Gianom (Kaffeehausbesitzer), Muschia (Kaffeehausbesitzer), Flori (Hausbesitzer), Minar (Kaffeehauspächter) und Bazzell (Cafetier) kommen öfters in den Matrikelbüchern vor.

In der Zwischenkriegszeit traten neue Familien in den Vordergrund, die jedoch teilweise mit in Rijeka bereits länger ansässigen evangelischen Familien verbunden waren. Die Familie Gottardi ließ in den 1920er-Jahren ihre vier Kinder taufen. Vater Leo Bruno, Börsenmakler, war römisch-katholisch, seine Frau Anna war die Tochter des Cafetiers Carlo Carl, der Ende des 19. Jahrhunderts aus Graubünden nach Rijeka zog. Bruno und Annas Sohn Sauro Gottardi, der 1921 geboren und 1922 in der Kirchengemeinde getauft wurde, veröffentlichte später mehrere Studien zur Geschichte der Evangelischen in der Kvarner-Bucht.[53]

Die Familie Wiltsch spielte ab den 1930er-Jahren eine wichtige Rolle im Gemeindeleben – im Adressbuch für Rijeka aus dem Jahr 1937 steht ihre Anschrift als Adresse des Pfarrbüros.[54] Alberto Wiltsch war Inhaber des Restaurants „Borsa“ in Rijeka und heiratete Maria Semlitsch im Jahr 1921. Ab 1942 taucht sein Name mehrmals als Taufpate auf, was darauf hindeutet, dass er mit hoher Wahrscheinlichkeit Mitglied des Kirchengemeinderats war.

Für ein inniges Verhältnis zu den Pfarrern spricht auch die Tatsache, dass Alberto (gemeinsam mit Margherite Wiltsch – seiner Schwester?) als Taufpate für die Tochter des ehemaligen Pfarrers Valdo Vinay im Jahr 1943 diente. In Rijeka befand sich auch der Weingroßhandel Bernabeo & Wiltsch. Diese beiden Familien waren durch Heirat miteinander verbunden: Herta Wiltsch (evangelisch) war mit Raimondo Bernabeo verheiratet. Herta fungierte 1944 als Taufpatin bei der Taufe einer weiteren Verwandten, Luisella, Tochter von Walter Wiltsch.

Obwohl Konversionen jüdischer Bürger bereits zu früheren Zeiten vereinzelt nachzuweisen waren, wuchs ihre Zahl in dem zum faschistischen Italien gehörenden Rijeka der Zwischenkriegszeit: Zwischen 1925 und 1942 können in den Matrikelbüchern insgesamt sechs Konversionen nachgewiesen werden. Nur bei einer Person kann eine Eheschließung mit einer evangelischen Christin – die wahrscheinlich Grund für die Konversion war – nachgewiesen werden. Bei diesen Erwachsenentaufen fungierten meistens – wie üblich – Vertreter der Kirchengemeinde (in der Regel Mitglieder des Kirchengemeinderats/Presbyteriums) als Taufpaten.[55]

Fazit

Aus den Matrikelbüchern der evangelischen Kirchengemeinde Rijekas lassen sich nicht nur deren demografische Tendenzen, sondern auch die größten Zäsuren in der Stadt ablesen. Die Transition von einer Elitengemeinde zu einer, in der alle gesellschaftlichen Schichten reichlich vertreten waren, war das Resultat der großen Einwanderungswellen, die wiederum das Wachstum der Stadt verursachten. Eisenbahnangestellte, Beamte, Verwaltungspersonal und Militärs, Menschen, die in der Schifffahrt engagiert waren, sowie Handwerker, Fabrikarbeiter und Haushaltsleiterinnen und -helferinnen strömten aus den unterschiedlichsten Teilen Ungarns – und weit darüber hinaus – nach Rijeka. Neben der Änderung in der demografischen Zusammensetzung zeigte sich auch ein Generationswechsel in der Kirchengemeinde: In den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts gab es bereits zahlreiche Gemeindemitglieder, die in Fiume geboren worden waren. Der Anteil der im Ausland Geborenen war nun vor allem in den mittleren und niedrigeren gesellschaftlichen Schichten hoch. Gleichzeitig wurden die Matrikeleinträge für Taufen und Hochzeiten von Adligen und Vertretern des Großbürgertums eher zur Ausnahme.

Die Änderungen in der Verwaltungssprache der Kirchengemeinde werden in keinen anderen Quellen so sichtbar. Die in den Matrikelbüchern auftretenden Sprachwechsel reflektieren einerseits die politischen Zäsuren, andererseits auch die Kirchenpolitik, als sich die Zugehörigkeit der Kirchengemeinde von einer Triester Filiale zur Missionsgemeinde der Ungarischen Reformierten Kirche, dann zur Waldenserkirche und zuletzt zur Pfarrei der evangelischen Kirche im sozialistischen Jugoslawien änderte. Deutsch als anfängliche Verwaltungssprache, was den besonderen Umständen bei der Entstehung der Gemeinde zu verdanken war, setzte sich trotz der Änderungswünsche der Dienstoberen in den ersten Jahrzehnten durch. Es folgte ein von der ungarischen reformierten Kirchenhierarchie angeordneter Übergang zum Ungarischen, bevor es zu einem kompletten Wechsel zum Italienischen kam. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Matrikelbücher in einer Mischung von (Serbo-)Kroatisch und Italienisch (mit gelegentlicher Verwendung der deutschen Sprache) geführt.

Die historischen Matrikelbücher der evangelischen Kirchengemeinde in Rijeka sind Zeugnisse für die moderne Geschichte der Stadt. Ihre Einträge, die sich über ein Jahrhundert erstrecken, zeigen die politischen und demografischen Änderungen. Zudem veranschaulichen sie auch die zahlreichen Verbindungen, die die Mitglieder dieser Kirchengemeinde an der ungarischen Peripherie mit Evangelischen und Angehörigen anderer Konfessionen, mit Adligen und Politikern, mit Kaufleuten und Künstlern im ganzen Europa verband. Dadurch offenbart sich ein Blick auf die Geschichte Europas im 19. und 20. Jahrhundert – im Kleinen.

Erschienen in: Spiegelungen. Zeitschrift für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas, Heft 1 (2022), Jg. 17, Verlag Friedrich Pustet, Regensburg, S. 63–78.

 

[1] Sie befinden sich in der Einheit HR-DARI-275 (Popis matičnih knjiga Državnog arhiva u Rijeci), Rijeka – Evangeličko valdeška crkva [(Register der Matrikelbücher des Staatsarchivs in Rijeka) Rijeka – evangelisch-waldensische Kirche]. Über das Schicksal des Matrikelbuchs der Verstorbenen fehlt jegliche Information.

[2] Országos magyar kir. statisztikai hivatal [Ungarisches nationales königliches statistisches Amt]: A Magyar Korona országaiban az 1891. év elején végrehajtott népszámlálás eredményei. I. rész. Általános népleírás [Ergebnisse der in den Ländern der ungarischen Krone Anfang 1891 durchgeführten Volkszählung. Teil I. Allgemeine Beschreibung der Bevölkerung]. Budapest 1893, S. 30.

[3] Dazu wurden Reformierte, Lutheraner und Unitarier (letztere mit einem Anteil von 0,35 Prozent) zusammengezählt. Országos magyar kir. statisztikai hivatal [Ungarisches nationales königliches statistisches Amt]: Az 1870. év elején végrehajtott népszámlálás eredményei a hasznos házi állatok kimutatásával együtt [Ergebnisse der Anfang 1870 durchgeführten Volkszählung zusammen mit der Auflistung nützlicher Haustiere]. Budapest 1871, S. 51.

[4] Magyar kir. központi statisztikai hivatal [Ungarisches königliches statistisches Zentralamt]: A magyar szent korona országainak 1900. évi népszámlálása. Tizedik rész: Végeredmények összefoglalása [Volkszählung der Länder der ungarischen heiligen Krone von 1900. Zehnter Teil: Zusammenfassung der Endergebnisse]. Budapest 1909, S. 91.

[5] István Németh (Hg.): A dunántuli református egyházkerület 1913 április 17–18. napjain Pápa városában megtartott rendes közgyülésének jegyzőkönyve [Protokoll der ordentlichen Generalversammlung des Reformierten Kirchenbezirks von Transdanubien vom 17. und 18. Mai 1913 in der Stadt von Pápa]. Pápa 1913, S. 220.

[6] In seinem Werk über die Geschichte der Kirchengemeinde erwähnt der Triester Pfarrer Heinrich Medicus, dass die Filialgemeinde in Fiume „durch Bemühung des Wiener Superintendenten Herrn [Gottfried] Franz“ (1803–1873) gebildet wurde. Vgl. Heinrich Medicus: Geschichtliche Übersicht der Entwicklung der evangelischen Kirchengemeinde A. C. in Triest. II. Theil. 1849–1899. Triest s. d., S. 11.

[7] Neben dem aus Großbritannien stammenden Walter Crafton Smith, der 1827 die Papierfabrik kaufte und sie zu einem der erfolgreichsten Industriebetriebe der Stadt machte, war auch sein Neffe Walter Glennie Smith im Bereich Industrie tätig. Er gehörte 1851 zu den Gründern der ersten Fabrik für chemische Produkte in Rijeka. Stabilimento prodotti chimici (chemical industries), https://rijekaheritage.org/en/kj/kemijskaindustrija, 13.10.2021.

[8] Die Familie flüchtete ursprünglich aus religiösen Gründen aus Frankreich ins Heilige Römische Reich. Carl Meynier wurde 1793 in Erlangen geboren, studierte und arbeitete in Genf und in Paris, bevor er 1827 nach Rijeka zog. Seine Ehe blieb kinderlos. Vgl. Heinrich Medicus: Worte gesprochen zu Fiume am 17. November 1876 am Sarge des Herrn Carl Meynier. Triest 1876.

[9] Medicus: Geschichtliche Übersicht, S. 11.

[10] Die anglikanische Kirchengemeinde in Triest hatte bereits ab 1831 ihr eigenes Kirchengebäude. Im Rahmen der evangelischen Kirchengemeinde Rijeka leisteten folgende Konsularkaplane ihren Dienst: Samuel Tucker († 1871; in Triest spätestens ab 1861, vorher in Koblenz), acht Taufen in Rijeka; Robert O’Callaghan, sieben Taufen in Rijeka zwischen 1872 und 1880; John Ormond (1829–1914, in Triest zwischen ca. 1882 und 1886); sowie Charles Faunce Thorndike 1883–1891.

[11] Aus Pola kommend, haben der aus Bielitz (pl. Bielsko-Biała) stammende Pfarrer Richard Fritsche (während seiner Zeit in Pola 1870–1874) sowie Pfarrer Michael Kohúth (zwischen 1875 und 1876; * 1844 in Szarvas, Ungarn, Pfarrer in Pola 1874–1877) mehrere Taufen in Rijeka durchgeführt. Der Name des Laibacher Pfarrers Otto Schack (eigentlich Friedrich Otto Schack, 1841–1922; in Laibach 1865–1879) taucht ebenfalls in den Matrikelbüchern auf, ebenso wie der des Militärseelsorgers János Mihály Szeberényi (1826–1915), Sohn des ehemaligen evangelischen Bischofs A. B. des Bergdistrikts in Ungarn, János Szeberényi (1780–1857), und der des Militärkaplans Johann Kralj, der in Zara (kr. Zadar, ung. Zára) in Dalmatien stationiert war. Schack war nicht nur Offiziant bei Amtshandlungen: 1874 feierte er die eigene Hochzeit in Rijeka. Trauzeugen waren der k. u. k. Fregattenkapitän Heinrich von Littrow (1820–1895) und der Fabrikbesitzer Carl Meynier (vgl. n. 8).

[12] Der Stempel war auf Deutsch und Ungarisch beschriftet. Die ungarische Inschrift lautete: Fiumei ev[angélikus] ref[ormátus] és ág[ostai] hitvall[ású] egyesült egyház.

[13] Der Innensomogyer Kirchenbezirk, der nur durch den Fluss Drau (ung. Dráva, kr., sl. Drava) von Kroatien-Slawonien getrennt war, betrachtete dies – sowie später Fiume – als sein Missionsgebiet.

[14] Jakab Schmidt: A két protestáns egyház Fiuméban [Die beiden protestantischen Kirchen in Fiume] In: János Sziklay, Samu Borovszky (Hgg.): Magyarország vármegyéi és városai. Fiume és a magyar-horvát ten- gerpart [Ungarns Komitate und Städte. Fiume und die ungarisch-kroatische Küste]. Budapest 1900, S. 109.

[15] Alexander Carl Theodor Venetianer (ung. Venetianer Sándor) wurde 1853 in Fadd, Komitat Tolna, in Ungarn als Sohn eines Rabbiners geboren. 1873 konvertierte er in Prag (tsch. Praha) zum Christentum, studierte anschließend reformierte Theologie in Basel und in Debrecen und wurde schließlich zum Pfarrer ordiniert. Zwischen März 1884 und März 1887 war Venetianer Pfarrer der reformierten Kirchengemeinde in Triest. Von dort ging er nach Rohrbach (ukr. Новосвітлівка) bei Odessa. Er ist 1902 in Neuschowe (ung. Új-Sóvé, sr. Ravno Selo) gestorben. Vgl. Venetianer Sándor. In: József Szinnyei: Magyar írók élete és munkái [Leben und Werke ungarischer Schriftsteller]. Budapest 1890–1914. Online-Version, https://www.arcanum.hu/hu/online-kiadvanyok/Lexikonok-magyar-irok-elete-es-munkai-szinnyei-jozsef-7891B/v-B293E/venetianer-sandor-B3F12/, 29.7.2021.

[16] P. S.: Fiume. In: Protestáns egyházi és iskolai lap 28 (1885) H. 25, S. 797f.

[17] A b. somogyi ev. ref. egyházmegye 1885. évi szept. hó 24. Csurgón és 1886. april hó 27–30 napjain Kaposváron tartott közgyűléseinek jegyzőkönyvei [Protokolle der Hauptversammlungen des Innensomogyer Kirchenbezirks, gehalten am 24. September 1885 in Csurgó und von 27. bis 30. April 1886 in Kaposvár]. Kaposvár 1886, S. 9f.

[18] Peter Moor wurde am 19. September 1859 in Neuwerbaß geboren, studierte Theologie an der Reformierten Theologischen Akademie in Pápa und an der Universität Tübingen. Er wurde am 16. September 1888 in Pápa zum Pfarrer geweiht. Ab 1887 war er in Daruvar (Slawonien) als Missionsvikar, ab 1895 in Zagreb bzw. in Wien und Budapest als k. u. k. Militärpfarrer tätig. Moor stammte aus einer deutschsprachigen Familie. Zsolt Kránitz (Hg.): „A késő idők emlékezetében éljenek…“ A dunántúli református egyházkerület lelkészi anyakönyvei 1823–1952 [„Lassen sie in der Erinnerung der späten Zeiten leben …“ Die Pfarrermatrikel des Reformierten Kirchensprengels Jenseits der Donau 1823–1952]. Pápa 2012, S. 241; Zsolt Kránitz (Hg.): „A késő idők emlékezetében éljenek…“ A Dunántúli Református Egyházkerület lelkészi önéletrajzai 1943 [„Lassen sie in der Erinnerung der späten Zeiten leben…“ Die Pfarrbiografien des Reformierten Kirchensprengels Jenseits der Donau 1943]. Pápa 2013, S. 697; A dunántúli ev. reformált egyházkerület névtára 1888-ik évre [Namensverzeichnis des Transdanubischen Ev. Ref. Kirchensprengels für das Jahr 1888]. Pápa 1888, S. 23; Gerhard Hein: Die Einwohner von Neuwerbaß in der Batschka 1785–1944 und ihre Herkunft. Die Familien nach dem reformierten Kirchenbuch Neuwerbaß ab 1833. Sindelfingen 2008, S. 732.

[19] Jakob Schmidt wurde 1857 in Neuwerbaß geboren. Sein Vater war Gutsbesitzer und gehörte zur reformierten Konfession; seine Mutter war lutherisch. Schmidt studierte Theologie in Pápa, verbrachte 1882/1883 ein halbes Jahr an der Universität Basel und anschließend drei Monate an der Universität Zürich (ebenfalls Theologie studierend). Neben seiner deutschen Muttersprache und dem Ungarischen versuchte er 1883/1884 bei einer serbischen Familie während seiner Zeit als Vikar in Neusatz (sr. Novi Sad, ung. Újvidék) slawische Sprachkenntnisse zu erwerben, um sich auf die Arbeit in einem slawischsprachigen Umfeld vorzubereiten. Hein: Die Einwohner von Neuwerbaß, S. 801; A somogyi ev. ref. Egyházmegye 1884. évi ápril 29 – május hó 1 napjain Istvándiban tartott közgyűlésének jegyzőkönyve. [Protokoll der Generalversammlung des Innensomogyer Ev. Ref. Kirchenbezirks vom 29. April bis 1. Mai 1884 in Istvándi]. Kaposvár s. d., S. 3; Ádám Hegyi, László Szögi: Magyarországi diákok svájci egyetemeken és főiskolákon 1526–1919 / Ungarländische Studenten an Schweizerischen Universitäten und Hochschulen 1526–1919. Budapest 2016, S. 76, S. 151.

[20] Ein deutschsprachiger Gottesdienst in der Kapelle im Stadtteil Zagrad wurde sogar in einer der örtlichen italienischsprachigen Zeitungen angekündigt: Comunità evangelica [Evangelische Gemeinschaft]. In: La Varietà 6. Jg., Nr. 10, 6.3.1887, S. 4.

[21] Die erste Amtshandlung von Moor im Matrikelbuch stammt aus dem Jahr 1886.

[22] Zu den – auch in Rijeka Dienst ausübenden – weiteren Vertretern der Helvetischen Gemeinde in Triest gehörte auch der Vikar Gustav Jurány (1883).

[23] A b. somogyi ev. ref. egyházmegye 1888. augusztus hó 21–23 napjain Csurgón tartott közgyűlésének jegyzőkönyve [Protokoll der Generalversammlung des Innensomogyer evangelisch-reformierten Kirchenbezirks, gehalten von 21. bis 23. August 1888 in Csurgó]. Kaposvár 1888, S. 9f.: „Megütközéssel tapasztaltam, hogy az évtizedek óta Triesztből kezelt egyház német-nyelven vezetett anyakönyvei folytatólag németnyelven vezettetnek. Figyelmeztettem a miss. h. lelkészt az anyakönyveknek magyar nyelven vezetésére.“

[24] Nach den Ergebnissen der Volkszählung im Jahr 1880 bildeten die ungarischen Muttersprachler 94 Prozent der Reformierten Christen in den Ländern der ungarischen Krone, in den Jahren 1900 und 1910 sogar 98 Prozent. Országos magyar királyi statisztikai hivatal: Az 1881. év elején végrehajtott népszámlálás eredményei némely hasznos házi állatok kimutatásával együtt, I. kötet [Die Resultate der in den Ländern der ungarischen Krone Anfang des Jahres 1881 durchgeführten Volkszählung mit den Zahlen ausgewählter Nutztiere. I. Band]. Budapest 1882, S. 202, S. 391; Magyar kir. központi statisztikai hivatal: A magyar korona országainak 1900. évi népszámlálása. I: A népesség általános leírása községenkint [Die Volkszählung aus dem Jahr 1900 der Länder der ungarischen Krone. I: Allgemeine Beschreibung der Bevölkerung nach Gemeinden]. Budapest 1902, S. 18; Magyar kir. központi statisztikai hivatal: A magyar korona országainak 1900. évi népszámlálása. III: A népesség részletes leírása [Detaillierte Beschreibung der Bevölkerung]. Budapest 1907, S. 355; Magyar királyi központi statisztikai hivatal: A magyar szent korona országainak 1910. évi népszámlálása. I: A népesség főbb adatai községek és népesebb puszták, telepek szerint [Volkszählung der Länder der ungarischen heiligen Krone im Jahr 1910. Erster Teil: Hauptbevölkerungsdaten nach Dörfern, bevölkerungsreichen Wüstungen und Siedlungen]. Budapest 1912, S. 44; Magyar királyi központi statisztikai hivatal: A magyar szent korona országainak 1910. évi népszámlálása. Ötödik rész: részletes demografia [Volkszählung der Länder der ungarischen heiligen Krone im Jahr 1910. Fünfter Teil: Detaillierte demografische Daten]. Budapest 1916, S. 248.

[25] SauroGottardi:GlievangelicidiFiumeeAbbazia[DieEvangelischenvonFiumeundAbbazia].In:Fiume. Rivista di studi fumani (Nuova Serie) [Fiume. Zeitschrift für Fiume-Forschung (N. F.)] 6 (1991) H. 21, S. 48–63, hier: S. 52.

[26] Aus einer Notiz aus dem Jahr 1943 wird ersichtlich, dass Ambrus später Pfarrer im ungarischen Dorf Kastélyosdombó (kr. Dombol) in der Nähe der ungarisch-kroatischen Grenze, bei Szigetvár (dt. Inselburg, kr. Siget), wurde. Kránitz (Hg.): A Dunántúli Református Egyházkerület lelkészi önéletrajzai 1943, S. 733–735.

[27] Ein Teil seines Gehalts kam vom Transdanubischen Kirchendistrikt aus dem Fonds für Diasporaarbeit, ein kleinerer Teil vom Generalkonvent der Ungarischen Reformierten Kirche zur Seelsorge der Auswanderer und der Großteil vom Büro des Ministerpräsidenten aus den streng geheimen Fonds der Slawonischen Aktion und der Amerikanischen Aktion. Béla Makkai: Idegenben. Tanulmányok a magyar-magyar kapcsolatok korai történetéből [Im fremden Land. Studien zur Frühgeschichte der ungarisch-ungarischen Beziehungen]. Budapest 2004, S. 51. Die Slawonische Aktion und die Amerikanische Aktion (wie auch die Bukowinische Aktion) waren ursprünglich geheime Projekte der ungarischen Regierung, die darauf abzielten, einerseits die nach Nordamerika ausgewanderten Ungarn zu überzeugen, in ihre Heimat zurückzukehren bzw., bis dies erfolgte, sie in der Erhaltung ihrer ungarischen Identität durch alle Mittel zu unterstützen. Andererseits wurden in Slawonien die ausgewanderten Ungarn unterstützt, hier erwartete man jedoch ihre Rückkehr nicht; vielmehr betrachtete sie die ungarische Regierung als Kolonisten und Vehikel in der Bekämpfung des slawischen Nationalismus. Sie wollte sie deshalb in ihrer Identität stärken. Dadurch wurden Bildungs-, Kultur- sowie kirchliche Institutionen finanziell unterstützt. Béla Makkai: Az idegenben élő magyarság nemzeti gondozása. A horvátországi betelepítés (1904–1920) [Die nationale Betreuung der im Ausland lebenden Ungarn. Umsiedlung in Kroatien (1904–1920)]. In: Magyar szemle [Ungarische Revue] 5 (1996), S. 747–756.

[28] Ambrus feierte am 1. Oktober 1917 die eigene Hochzeit in Fiume – der Traugottesdienst wurde vom reformierten Pfarrer Sándor Uray aus Debrecen durchgeführt. 1918 erfolgte die Taufe seiner Tochter Erzsébet.

[29] Bertalan Kovács (Hg.): A belsősomogyi ref. egyházmegye 1918. évi március 5. napján Kaposváron tartott közgyülésének s ugyanez alkalommal tartott birósági üléseinek jegyzőkönyve [Protokolle der Generalversammlung des Innensomogyer reformierten Kirchenbezirks und seiner bei gleicher Gelegenheit gehaltenen Gerichtssitzungen in Kaposvár am 5. März 1918]. Kaposvár 1918, S. 12.

[30] Synodalarchiv der Ungarischen Reformierten Kirche, Budapest (MREZSL), 2f 100 d. 1109–1928, Brief des Lajos Nagy an das das Präsidium des Konvents der Reformierten Kirche in Ungarn vom 12.11.1918.

[31] Arnaldo Comba (1884–1963) betreute die evangelischen Kirchengemeinden in Abbazia (kr. Opatija) und Rijeka zwischen 1920 und 1926. Die geistliche Leitung der beiden Gemeinden übernahm 1926 Prof. Dr. Corrado Jalla (1883–1947), der bis 1932 blieb. Ihm folgte von 1932 bis 1940 Valdo Vinay (1906–1990). Der letzte Waldenserpfarrer, der in den Matrikelbüchern vorkommt, ist Carlo Gay (1913–1994) von 1940 bis 1947.

[32] A fiumei református egyház anyakönyvei [Die Matrikelbücher der reformierten Kirchengemeinde in Fiume]. In: Dunántúli Protestáns Lap [Transdanubisches Protestantisches Blatt] 37 (1926) H. 29, S. 131.

[33] Zur Lage der evangelisch-lutherischen Kirche in den ersten Nachkriegsjahren in Jugoslawien vgl. Ludwig Steindorff: Im Windschatten. Die protestantischen Kirchen in Jugoslawien nach 1945. In: Peter Maser, Jens Holger Schjørring (Hgg.): Zwischen den Mühlsteinen. Protestantische Kirchen in der Phase der Errichtung der kommunistischen Herrschaft im östlichen Europa. Erlangen 2002, S. 235–270.

[34] Fiamin führte in den Jahren 1864, 1869 und 1887 insgesamt drei Hochzeiten selbständig durch, die in die evangelischen Matrikelbücher eingetragen wurden. Einmal taucht er als Offiziant gemeinsam mit Erhard Buschbeck bei einer Trauung im Jahr 1869 auf.

[35] Iginia von Scarpa (römisch-katholisch), Tochter des Peter Ritter von Scarpa, heiratete am 18. September 1875 den evangelischen Otto von Weisz, Premierleutnant aus Königsberg. Trauungs-Buch, Nr. 60; Natalie von Scarpa (evangelisch A. B.), Iginias Schwester, am 26. April 1876 den römisch-katholischen k. u. k. Major Carl Freiherr von Hipsich, gebürtig aus Gradisca (kr. Gradiška) in Slawonien. Trauungs-Buch, Nr. 63. Die Mutter von Iginia und Natalie, Natalie geb. Ritter von Zahony, heiratete nach dem frühen Tod ihres Ehemannes Giovanni de Ciotta. Dieser stammte mütterlicherseits aus der einflussreichsten Kaufmannsfamilie des 18. Jahrhunderts in Rijeka, und war Enkelsohn von Andrija Ljudevit Adamić.

[36] Edmea Amalie Henriette von Ciotta (evangelisch A. B.), Tochter des Bürgermeisters und seiner Ehefrau Natalie sowie Halbschwester von Iginia und Natalie von Scarpa, heiratete am 5. Oktober 1885 den Evangelischen H. B. Carl Ludwig Meynier. Trauungs-Buch, Nr. 125.

[37] 1894 heiratete sie Felix Carl Meynier. Marias Vater war der bekannte Industrielle und Mäzen Josef (Josip) Gorup (1834–1912), ihr Bruder der Industrielle Milan Gorup (1870–1914).

[38] Daxer, geboren 1871, stammte aus Pancsova (sr. Pančevo) im serbischen Banat und wurde am 20. September 1896 in Ödenburg (ung. Sopron) durch Bischof Ferenc Gyurátz ordiniert. Er starb 1917 in Preßburg. Vgl. Lelkészavatási (ordinációs) anyakönyv 1783–1784, 1786–1905 [Pfarrerordinationsmatrikel 1783–1784, 1786–1905], S. 407f. Evangélikus Országos Levéltár – A Dunántúli Evangélikus Egyházkerület Levéltára [Lutherisches Landesarchiv – Archiv des Transdanubischen Lutherischen Kirchenbezirks], Sign. 5456. Digital verfügbar unter: https://medit.lutheran.hu/site/konyv/1735#book/3, 5.9.2019. Valeria Jozefa Petra de Bainast, Tochter von Adolfus de Bainast, de Saule LB und Catharina Georgia de Bainast (Tochter von Franciscus de Benzoni und Cornelia de Adamich, geboren 1859 in Fiume – eine weitere Nachkommin von Andrija Ljudevit Adamich (Adamić)), kam am 3. März 1887 in Fiume auf die Welt.

[39] Während des Ersten Weltkriegs war Springer Generalkonsul in Sarajevo.

[40] In Klammern steht jeweils das Taufjahr. Gertrude Julie (1880), Lionel Hermann (1882), Percival Arthur (1883) und Alice Margherita (1891). Faber war bereits 1877 als Vizekonsul nach Fiume delegiert worden; am 23. Juni 1879 wurde er von Königin Victoria zum Konsul ernannt. The London Gazette, 4.7.1879, S. 4280. Er blieb bis 1882 auf diesem Posten. Faber veröffentlichte einen Aufsatz mit dem Titel Fiume and her New Port im Journal of the Society of Arts 25/1303 (1877), S. 1029–1038, mit einem Vorwort von Richard F. Burton, mit dem er befreundet war. Faber war mit Alice Francesca (Fanny, geb. Krupp, 1852–1938) verheiratet. Die beiden hatten mindestens acht Kinder zusammen. Später lebte das Ehepaar auf Schloss Sternstein bei Cilli in der Untersteiermark. Vgl. Isabel Burton: The Life of Sir Richard F. Burton, K.C.M.G., F.R.G.S. Band 2. New London 1893, S. 316; Peter Panholzer, Christiane Reich-Rohrwig (Hgg.): Ernst Freiherr von Nadherny. Erinnerungen aus dem alten Österreich. Wien, Köln, Weimar 2009, S. 62.

[41] Arthur (1888), Elisabetha (1890), Anna (1893), Gustav Adolf Otto (1895), Ilona Josephine (1897), Emma Margit (1898), Ernő Oszkár (1901), Olga Rózsi (1902), Andor (1905).

[42] Gigante veröffentlichte zahlreiche historische Bücher zur Geschichte Rijekas und war auch als Übersetzer u. a. aus dem Ungarischen ins Italienische tätig. Er gehörte zum 1905 gegründeten irredentistischen Kreis La Giovine Fiume [Das Junge Fiume] und war einer der Gründer der Deputazione fiumana di storia patria [Fiumaner Gesellschaft für Heimatgeschichte].

[43] Emilie Clotilde (1871), Elisa (geb. 1872, getauft 1873), Adele Ludovica (1874).

[44] 1891: Friedrich Abeles; 1893: Heinrich Friedmann; 1894: Wilhelm Klein; 1898: Marczel Färber (magyarisiert auf Fenyő).

[45] Margarethe war nicht Herbert von Bismarcks erste Wahl gewesen. Er war mit der bereits verheirateten Elisabeth zu Carolath-Beuthen (1839–1914) liiert. Gegen den Willen seines Vaters konnte er sich jedoch bei der Brautwahl nicht durchsetzen.

[46] Die Entscheidung für Wien fel trotz Spekulationen, dass die Hochzeit doch in Rijeka stattfnden würde. Vgl. u. a. Svatovi grofa Herberta Bismarcka [Die Hochzeit der Grafen Herbert Bismarck]. In: Narodne novine [Nationale Zeitung], 23.5.1892, S. 5.

[47] Die Tageszeitung La Bilancia berichtete über ihre Besuche u. a. im Mai 1896, im August 1898 und im März 1903. Bereits vor der Hochzeit berichtete La Bilancia über Herbert von Bismarcks Besuch in Rijeka sowie über einen Ausflug, den er zusammen mit der Familie Hoyos am 23. März 1892 unternahm. Il conte Erberto Bismarck [Der Graf Herbert (von) Bismarck]. In: La Bilancia, 25. Jg., Nr. 67, 23.3.1892, S. 2.

[48] Die Geschichte der singenden Familie wurde durch das Musical und den Film The Sound of Music (dt. Meine Lieder – meine Träume) aus dem Jahr 1965 verewigt. Der Film basiert auf der wahren Geschichte des früh verwitweten von Trapp, seiner Kinder sowie seiner zweiten Frau, die alle – besonders nach ihrer Auswanderung in die USA – als Mitglieder der Trapp Family Singers berühmt geworden waren.

[49] Géza Antal (Hg.): A dunántúli evang. ref. egyházkerület névtára az 1900. évre [Personenregister des Transdanubischen Evangelisch-Reformierten Kirchenbezirks für 1900]. Pápa 1900, S. 24.

[50] Vgl. Irvin Lukežić: Arthur Steinacker, Bankier und Fabrikant aus Rijeka/Fiume. In: Spiegelungen 15 (2020) H. 2, S. 206–209.

[51] Béla Kertész: Fiumei útmutató 1910 [Wegweiser für Fiume 1910]. Fiume 1910, S. 203.

[52] Enrico Mendury war Präsident des im März 1896 mit 24 Mitgliedern gegründeten Schweizerischen Klubs (Club svizzero) in Rijeka, der ab 1897 jährlich am 1. August den Tag der Schweizer Unabhängigkeit feierte. Notizie locali [Lokalnachrichten]. In: La Bilancia, 29. Jg., Nr. 65, 18.3.1896, zitiert in: Irvin Lukežić: Riječke glose. Opaske o davnim danima [Glosse aus Rijeka. Bemerkungen aus vergangenen Tagen]. Rijeka 2004, S. 34. 1892 wurde ein Dominik Mendury als Spirituosen-Händler in Rijeka gelistet. József Jekelfalussy (Hg.): Magyarország iparosainak és kereskedőinek czím- és lakjegyzéke [Verzeichnis und Adressenliste der Handwerker und Händler Ungarns]. Budapest 1892, S. 2073.

[53] Sauro Gottardi: L’Evangelo tra le frontiere. Note sugli evangelici di Fiume, Abbazia e Pola [Das Evangelium zwischen den Grenzen. Anmerkungen zu den Evangelischen von Rijeka, Opatija und Pula]. s. l. 1993; ders. hat ebenfalls zahlreiche Studien zur gleichen Thematik in der Zeitschrift Fiume. Rivista di Studi Adriatici und in ihrer Vorgängerin in den 1990er-Jahren veröffentlicht.

[54] Oscar Sterni (Hg.): Guida generale di Fiume e Provincia del Carnaro. Edizione 1937–1938. [Allgemeines Verzeichnis von Rijeka und der Provinz Kvarner. Ausgabe 1937–1938.]. Fiume 1937, S. 55.

[55] Paolo Miert, Sr., Albert Wiltsch, Adolfo Kirchhofer, Inhaber eines Schreibwarengeschäfts und Presbyter, sowie Girolamo Moggia werden immer wieder als Taufpaten genannt.

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